Eden Circus – Irrlicht

| 22. August 2025 | 0 Comments
Eden Circus

(c) Lifeforce Records

Es mag ein mittlerweile inflationär verwendeter Begriff sein, doch passt er hier wie Arsch auf Eimer: Eden Circus legen ihr Comeback-Album vor. Also eigentlich erst ihr zweites Album. Und das erste seit knapp elf Jahren. Warum? Ist eigentlich auch egal, denn die deutschen Nachbarn scheinen in der Zwischenzeit rein gar nichts verlernt zu haben. Das Hamburger Quintett versteht sich weiterhin auf einen ausladenden, progressiv angehauchten Sound am Scheideweg zwischen Rock und Metal, zwischen feinsinnigen Hooks und fieberhafter Epik. „Irrlicht“ stellt ein neues Line-up vor, dessen dynamisches Songwriting locker mit internationaler Spitzenklasse mithalten kann.

Der grandiose Opener „Stone Itself“ bringt das Besondere dieser Platte auf den Punkt, arbeitet sich vorsichtig voran und breitet schließlich majestätische Schwingen aus. Da steckt ganz viel Herz für Post Rock drinnen, begleitet von progressiver Magie und starken Instrumentalisten. Variable Drums und ein pulsierender Basslauf, geschickter Melodieaufbau, druckvolle Wände und lebhafte Vocals voller Emotionen lassen den Track immer weiter eskalieren, nähern sich sogar kurz metallischen Gefilden und deuten einen Hauch von Djent an, bevor kurze, wütende Screams alles kollabieren lassen – urplötzlich und ohne wirkliche Vorwarnung.

Während man sich noch den kalten Angstschweiß von der Stirn wischt, sind Eden Circus bereits mehrere Türen weiter. Ihr „Cynics Of Life“ erinnert schon mal an Dioramic, an frühe Leprous, an Lake Cisco, ist aber stets sein eigenes Biest. Feinsinnige, fragile Einschübe kollidieren mit forscher Explosivität, die Richtung lässt sich bestenfalls erahnen. Das gilt auch für das pulsierende „Nu“, deep, schwerfällig und unverschämt heavy, dennoch voller melodischer Leichtigkeit. Oder „Needle Your Way“, das siebenminütige Epos mit einem Herz für dramatische Zäsuren und waschechten Druckwellen. Oder „Within Me“, der zuerst versöhnliche bis poppige, dann brutale bis nahezu hässliche Rausschmeißer.

Häutungen sind in diesen 52 Minuten quasi serienmäßig dabei und unterstreichen die Klasse von Eden Circus, die sich freizuspielen versuchen und nicht selten an den bekömmlichen wie dezent überfordernden Wahnsinn von Circa Survive erinnern. „Irrlicht“ scheint sich stets zwischen unzähligen Extremen hin- und hergerissen zu fühlen, hat aber auch sein Herz für proggigen Feingeist und liebliche Melodien. Und diese monumentale Epik, die alles zusammenhält, entpuppt sich als Geheimzutat. Das verspätete zweite Album der Hamburger wird mit jedem Durchlauf besser, legt neue Details offen und begeistert mit leidenschaftlichem Tiefgang. Das sollte man unbedingt gehört haben.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 22.08.2025
Erhältlich über: Lifeforce Records (Membran)

Instagram: www.instagram.com/eden_circus

Teile diesen Artikel

Tags: , , , , , , ,

Category: Magazin, Reviews

Demonic-Nights.at - AKTUELLES