Hemelbestormer – The Radiant Veil

| 25. Juli 2025 | 0 Comments
Hemelbestormer

(c) Hemelbestormer / Pelagic Records

Die Unheilbringer brütender Härte und meditativer Andersartigkeit reiten wieder. Hemelbestormer klingen wie nur wenige andere Bands, mit ihrer Mischung aus Post Rock, Black Metal, Doom, Shoegaze und zig anderen Einflüssen – am steten Scheideweg zwischen Licht und Schatten gefangen. Nach drei mächtigen wie aufwühlenden Alben sind die Belgier nun bei Pelagic gelandet und nützen diese neue, sehr passende Bühne für ein gewohnt herausforderndes Konzeptalbum. „The Radiant Veil“ ist eine Reise durch das Sonnensystem aus Sicht der Etrusker.

Obwohl diese mittelitalienische Kultur kurz vor dem Jahre 0 nahezu komplett von der Bildfläche verschwand, übt sie nach wie vor ungetrübte Faszination aus. Hemelbestormer benannten jeden der acht Songs nach etruskischen Bezeichnungen für Planeten und schaffen daraus ein spektakuläres Spannungsverhältnis zwischen längst vergangener irdischer Geschichte und interstellarer Zeitlosigkeit. „Usil“ nimmt die Sonne ins Visier und beginnt dafür erstaunlich bedrohlich, geradezu finster. Fällt das Herz des Sonnensystems etwa vom Himmel? Aus der finsteren ersten Idee entwickelt sich mit der Zeit ein angenehm differenziertes Arrangement, das mit dem Post-Präfix recht freizügig umgeht und auf ein monumentales, schrilles wie intensives Crescendo zusteuert, das sich minutenlang mit Nachdruck entlädt.

Nachdruck ist eine der großen Stärken der Belgier, siehe und höre „Ciel“. In über zwölf Minuten bleibt viel Zeit, um sich intensiv mit wechselnden Gezeiten auseinanderzusetzen, von dauerhafter Düsternis und erdrückender, zäher Schwere geprägt. Ein dezent doomiger Wind liegt in der Luft, die wütenden und wohl dosiert eingesetzten Screams verleihen dem ungemütlichen Track die nötige Gravitas. Die hat „Turms“ auch, bloß auf ganz andere Weise. Philip Jamieson von Caspian steuert himmlischen, von irdischen Fesseln losgelösten Klargesang bei, der auf unwirklichen Schwingen über der greifbaren Schwere des Seins zu thronen versucht. In „Satre“ geht es hingegen wuchtig und voluminös zu, mit angeschwärzten Growls und ausgesuchter Brutalität, mit Funeral-Doom-Anleihen, Gaze-Selbstzerfleischung und gefühlter (Selbst-)Aufgabe.

Geschickt und konzentriert spinnen Hemelbestormer ihren wahnwitzigen Faden weiter, gefangen zwischen dem luftleeren und doch so faszinierenden freien Raum jenseits dieser Sphären und der festen, nicht aufzubrechenden Verwurzelung eines längst ausgestorbenen Stamms auf Mutter Erde. „The Radiant Veil“ pendelt hin und her zwischen unheimlichen und unwirklichen Welten, wirkt so wüst und bleiern wie immer, packt noch mehr unnachgiebige Brutalität hinzu und lässt doch diese kleinen, anmutigen Post-Rock-Momente erhabener, hoffnungsvoller Schönheit weiter ausbauen, in jeder Hinsicht größer und monumentaler wirken. Gerne ausladend, anstrengend und immer komplett für sich einnehmend: Hemelbestormer bleiben Meister der Heavyness.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 25.07.2025
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/Hemelbestormer

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Category: Magazin, Reviews

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