Red Moon Architect – October Decay

(c) Red Moon Architect
Binnen kürzester Zeit konnten sich Red Moon Architect einen höchst verdienten Status als Doom-Geheimtipp erspielen. Das Sextett aus dem finnischen Kouvola steht für die melodisch-epische Seite des Genres, mit gutturalem Death Doom versehen, hart aber herzlich. Stolze viereinhalb Jahre nach ihrem letzten Album gibt es nun Nachschub, und die vergleichsweise lange Wartezeit wurde hörbar ausgenutzt. „October Decay“ schafft es tatsächlich, ein neues musikalisches Level zu erreichen.
Herzstück ist natürlich „Decay Of Emotions“, nicht zuletzt ob der sehr stolzen Spielzeit von über zwölf Minuten. Hier kann sich der etatmäßige Funeral-Doom-Sound so richtig entfalten. In dieser Gemächlichkeit werden schon mal Erinnerungen an, nun ja, Funeral wach, aber auch an Isole. Majestätische, erhabene Epik baut den Track langsam auf, während die gutturalen Growls natürlich aus dem Rahmen fallen. Der weibliche Klargesang sorgt in dieser Verbindung für gewisse Gothic-Querverweise und lässt den Song wachsen. Niedergeschlagen und doch anmutig schleppt sich die Monstrosität voran, spielt mit kleineren Variationen und geht unter die Haut.
„First Of October“ erreicht in der halben Spielzeit einen ähnlichen Effekt, ist ebenso groß und wuchtig. Der beklemmende Marsch, von wuchtigen Drums getragen, die gefühlt mehr Pausen als Donnerschläge bemühen, entstehen filigrane, ätherische Melodien, die auf leichtesten Schwingen dem Himmel entgegenschweben. Auch „Frozen Tomb“ übt den Aufstieg in höchste Sphären. Von Tempo will man hier gewiss nicht sprechen, wohl aber von deutlich mehr Dynamik: Dieses vergleichsweise ‚volle‘ Arrangement schließt luftige Lücken, beginnt erst zart, verliert sich in einer langen Zäsur und packt schließlich Urgewalten aus, bevor der hymnische Höhepunkt zu Tränen rührt.
Eine schleppende, in schönsten Sinne anstrengende Platte später untermauern Red Moon Architect ein weiteres Mal ihre herausragenden Melodic-Doom-Qualität. Das Songwriting konnte sich tatsächlich noch etwas weiter verbessern, das Spiel mit wechselhafter Atmosphäre und dem ellenlangen Verharren auf einer Note nähert sich einer gewissen Perfektion. „October Decay“ lebt von krassen Gegensätzen und noch krasseren Überraschungen, ringt um Anmut inmitten größten Horrors und bezieht daraus erstaunliche, beneidenswerte Kraft. Die Finnen nähern sich Grandezza und hüllen den sich nähernden Sommer in einen alles andere als unterkühlten Trauerschleier.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 17.04.2025
Erhältlich über: Noble Demon
Facebook: www.facebook.com/RedMoonArchitect
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