Great Rift – Transient
Nur wenige Bands haben ein derart natürliches, scheinbar angeborenes Verständnis für psychedelische Heavyness wie Great Rift. Das Quartett aus der Hauptstadt widmet sich vornehmlich mystisch-philosophischen Themen, von einer echten Charakterstimme, druckvoller Schwere und losgelöster Moderne begleitet. Von Hans Mottl Audio in Wien produziert und anschließend in Nashville gemastert, widmet sich „Transient“, das nunmehr dritte Album, ‚eine[r] Geschichte über den ewigen Aufbruch aus der eigenen Vergänglichkeit‘. Nun denn.
Zu Beginn locken die „Seven Sisters“ in Zwischenwelten und bereiten eine durchaus spirituelle Erfahrung vor. Obwohl die einleitende Gitarre ein wenig an Tool erinnert, haben Great Rift damit wenig am Hut. Der langsame, gemächliche Aufbau trügt, denn wiederholte kurze Spitzen, zwischenzeitliches Brodeln und einnehmende nervöse Energie geben sich mehr als gekonnt die imaginäre Klinke in die Hand. Dass ausgerechnet „When Time Stood Still“ vergleichsweise direkt und nüchtern nach vorne geht, passt auf gewisse Weise ins Bild. Ein bluesiges Leitmotiv, herrlich verzaubernde Melodien und ein hymnischer Refrain voller Hoffnung und Sehnsucht legen die Basis für ein Mini-Epos, das vor allem in den Zwischenwelten aufblüht.
Im direkten Anschluss hebt „Flight HT360“ ab. Das Ziel ist unbekannt, doch ist der Weg für sich bereits richtig begeisternd geworden. Einer der härtesten Tracks der gesamten Platte macht die Artverwandtschaft zu Hard Rock, ja sogar zu Stoner deutlich. Hier passt auch das relativ klassische, geradlinige Gitarrensolo ins Bild, wenn der Song urplötzlich abhebt und richtig schön am Rad dreht. Rund um dieses Plateau wird es süffig, rifflastig und wuchtig. „Gargantuan“ könnte die direkte, kompakte Antwort darauf sein, ackert sich durch dicke Gitarrenwände, überrascht mit Led Zeppelin-Ansätzen und kann sich zugleich doch nie so ganz von den psychedelisch angehauchten Ursprüngen lösen – ein Glück, möchte man sagen.
Letztlich ist es alles andere als einfach, diesen wilden bis abgedrehten Mix auch nur annähernd in angemessene Worte zu kleiden, und das ist auch vollkommen in Ordnung. Stete Wendungen und Häutungen begleiten „Transient“, ohne dabei der permanenten Falle ermüdender Beliebigkeit zu erliegen. Selbst bei vermeintlich abgehobensten Psych-Ausritt steckt Herz und Hirn dahinter, stets dem cleveren Konzept der Sinnsuche unterworfen und dabei komplett befreit aufspielend. Great Rift loten die Möglichkeiten bekömmlicher Heavyness mit wachsender Begeisterung aus – eine faszinierende, richtig starke Platte, die geradezu nach guten Kopfhörern verlangt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 13.12.2024
Erhältlich über: Tonzonen Records (Cargo Records)
Website: www.greatrift.at
Facebook: www.facebook.com/GreatRift.Vienna
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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