Swallow The Sun – Shining

| 18. Oktober 2024 | 0 Comments
Swallow The Sun

(c) Jussi Ratilainen

Bloß kein Stillstand, bloß kein Treten auf der Stelle: In den letzten 23 Jahren entwickelten Swallow The Sun ihren Death-Doom-Sound nahezu konstant weiter. Brachiale Wut, bittersüße Melancholie und anspruchsvolle Konzeptalben sorgten immer wieder für Überraschungen. Für ihren neuesten Streich suchten die Finnen nach deutlich helleren Tönen. Das Ergebnis ist kraftvoll, von strahlender Schönheit und doch so tosend, so unberechenbar wie eh und je. „Shining“ könnte der Auftakt zu einer neuen Zeitrechnung sein.

Tracks wie der Vorbote „MelancHoly“ bringen den erneuerten und doch vertrauten Weg auf den Punkt. Das zeigt sich bereits anhand der Melodieführung, die mehr denn je in Richtung Dark Metal geht und die federleichten, nachdenklichen Strophen antreibt. So entsprechen Swallow The Sun dem bewusst mehrteiligen Songtitel und beschwören die (un-)heilige Melancholie. Kaum glaubt man an einen Fast-Radiosong, zerschießen derbe Growls das Geschehen. „Velvet Chains“, ein weiterer kurzer Track, hält den ruhigen Weg sogar komplett durch, wirkt fragil und balladesk. Im direkten Anschluss langt „Tonight Pain Believes“ beherzt zu, reduziert Aggression auf ein Minimum und fährt doch durch Mark und Bein.

Dieses Kunststück treibt Swallow The Sun zu Höchstleistungen an, siehe und höre der Opener „Innocence Was Long Forgotten“. Bei aller Schönheit brodelt es unter der Oberfläche, das Pulverfass droht in die Luft zu gehen. Das gilt auch für „Under The Moon & Sun“, das wiederholt wütende Nackenschläge andeutet, dabei stets seine bittersüße Melodie und Melancholie zelebriert. Wer dann doch die früheren Platten vermisst, genießt den abschließenden Titelsong – zwar ebenfalls von moderneren Ansätzen geprägt, aber roh, ruppig und zerstörerisch in den richtigen Momenten. „Kold“ beherrscht das ebenfalls, schwillt nahezu unmerklich an und treibt die Spannung bis ans Limit.

Von einem Neustart zu sprechen, wäre übertrieben, und doch klangen Swallow The Sun wohl noch nie so freundlich, so zugänglich. Etwas andere Tonarten und deutlich weniger Growls machen natürlich richtig viel her. Dass diese Platte trotzdem beherzt zulangt, ja sogar zu den Highlights im überaus vielschichtigen, hochklassigen Werk des Quintetts zählt, spricht eine deutliche Sprache. „Shining“ traut sich etwas, zerrt etwas an den Mundwinkeln und wirkt doch in allen Belangen wie die logische Konsequenz seiner Vorgänger. Etwas zarter und doch weiterhin emotional erdrückend – Swallow The Sun bleiben in einer eigenen Liga.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 18.10.2024
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)

Website: swallowthesun.net
Facebook: www.facebook.com/swallowthesun

Teile diesen Artikel

Tags: , , , , , ,

Category: Magazin, Reviews

Demonic-Nights.at - AKTUELLES