As Living Arrows – Hope And Ruin
Ein erstes Album, das eigentlich ein zweites ist: Bis Anfang des Jahres hießen As Living Arrows noch Dead Bird und veröffentlichten unter diesem Namen eine Platte. Zwar nennt sich das Quintett aus der britischen Küstenstadt Brighton nun anders, am Sound hat sich aber herzlich wenig geändert: Screamo, Emo, Post-Hardcore und andere atmosphärische wie brutale Klänge zieren ihren Auftritt. I.Corrupt.Records hat zugegriffen und gibt „Hope And Ruin“ die verdiente Bühne.
Überlange, kaputte Songs wie „The Greatest Weight“ unterstreichen die eigenwillige Ausnahmestellung der Briten, die in diesem Umfeld wiederholt eskalieren und aus sich herausgehen. Bereits die ersten Sekunden, die mit ominöser Gitarre und schmerzerfüllten, bewusst verstörenden Vocals direkt in die Vollen gehen, stellen Hörgewohnheiten auf die Probe. Man weiß, dass hier schon sehr bald etwas passieren wird. Aus der nervösen, fahrigen Grundstimmung schält sich nach gut zwei Minuten die erste Eruption, die Screamo-Klänge in andere metallische Extreme drängt. Ein kleiner Absacker zwischendurch, diese kurze Verschnaufpause im Herzen des Songs, ist verdammt wichtig.
Auch in „Our Meridian“ ist die Spannung greifbar. (Sprech-)Gesang und ein zittriges Arrangement suchen den Absprung und treffen ihn unheimlich präzise. Nicht zum ersten Mal taucht ein feiner Hauch Post Black Metal auf, organisch in den chaotischen Wahnsinn und die spitzen, ruppigen Attacken eingebettet. Im Vergleich dazu wirkt „As Above, So Below“ über weite Strecken direkt brav, wobei die geifernden Schreie selbst in den vermeintlich ruhigeren Passagen kalte Schauer über den Rücken laufen lassen, bis zum bitteren Ende. Weite Teile von „The Tower“ setzen auf klassischen Post Rock, auf ellenlange Aufbauarbeit, bevor die melancholische zweite Hälfte mit Math-Einschlag kurz eskaliert und in sich zusammensackt, Angstschweiß inklusive.
Der konsequente Ritt auf der Rasiermesserklinge eskaliert mit wachsender Begeisterung weiter und weiter. Auch unter neuem Namen geben sich As Living Arrows direkt und kompromisslos, langen beherzt und unnachgiebig zu, während jede einzelne Sekunde rundherum wie Sandpapier an der Magenwand reibt. „Hope And Ruin“ klingt kämpferisch und doch dem Aufgeben stets nah, zelebriert die Schattenseite als notwendigen Begleiter und schätzt zugleich den Kampf, um sich doch irgendwie über Wasser zu halten. Das erste Album unter neuem Namen gelingt den Briten gar hervorragend.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 27.09.2024
Erhältlich über: I.Corrupt.Records
Website: aslivingarrows.com
Facebook: www.facebook.com/aslivingarrows.band
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