Caliban – Dystopia
Das 13. Studioalbum seit 1999 – mangelnde Kreativität und Ideengeist kann man Caliban nun wirklich nicht nachsagen. Ihr neuestes Werk verfügt allerdings über etwas ältere Wurzeln, die Arbeiten begannen bereits vor dem rein deutschsprachigen Einschub „Zeitgeister“. Dennoch war es für die Metalcore-Veteranen kein Problem, sich nach dieser Unterbrechung wieder mit diesen ‚pausierten‘ Plänen zu befassen. „Dystopia“ klingt wie aus einem Guss und fördert bewährte Qualitäten zutage.
Mit dabei ist einiges an Prominenz. Marcus Bischoff von Heaven Shall Burn mischt bei „VirUS“ mit. Seine brachiale Wucht ergänzt sich prima mit Andy Dörners Growls, trotzdem bleibt der Track durch und durch Caliban samt harmonischer Auflösung. Christoph Wieczorek von Annisokay veredelt den eröffnenden Titeltrack, der zwischen Gaspedal, Breakdown und hymnischer Energie alles abruft, während „Dragon“ mit Jonny Davy von Job For A Cowboy aufwarten kann. Die düstere und doch eingängige Präsentation steht allen Beteiligen gut zu Gesicht, die Aggression im Mittelteil brennt sich ein.
Überhaupt überzeugt die Platte durch konsequente Härte und Intensität. In „mOther“ sorgt ein elektronisch interpretiertes Break für Gänsehaut, umgeben von wütenden Sprints, während „Ascent Of The Blessed“ stellenweise sogar an das Frühwerk von Caliban erinnert, von Gift und Galle durchzogen ist. Wie „sWords“ mit der sprichwörtlichen Tür ins Haus fällt, weiß ebenfalls zu unterhalten, gerade weil im direkten Anschluss „Darkness I Became“ den überdimensionalen Dampfhammer auspackt und alles zerlegt, was sich gerade aufbaut. Das beklemmende „The World Breaks Everyone“ ringt schließlich mit der Fassung und stürzt gefühlt mehrere Abhänge hinab.
Herausgekommen ist das stärkste Album seit zehn Jahren, als der Grower „I Am Nemesis“ abräumte. Caliban besinnen sich auf ihre Stärken, nehmen einiges an vertrauten Klängen mit, setzen entsprechende Experimente bedacht ein und begrüßen zudem hochkarätige Gäste, die sich exzellent in den Bandsound einfügen. Entsprechend kraftvoll und mitreißend kommt „Dystopia“ ums Eck, dieses Mal ohne Durchhänger in der zweiten Halbzeit. Auch nach bald einem Vierteljahrhundert bleibt das Quintett eine Macht und bewegt sich endlich wieder – eilenden Schrittes – auf bestechende Form zu.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 22.04.2022
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)
Website: www.calibanmetal.com
Facebook: www.facebook.com/CalibanOfficial
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