Phantom Bay – Phantom Bay

| 20. April 2022 | 0 Comments
Phantom Bay

(c) Sascha Schröder

Drei Veteranen aus Alternative-Gefilden wollen Noughties-Hardcore-Punk aufleben lassen: Die Idee hinter Phantom Bay ist eigentlich schnell erklärt. Aktuelle und ehemalige Mitglieder so illustrer Bands wie New Native, The Deadnotes und Casually Dressed orientieren sich an Frontalattacken mit punkigen Hooks und gelegentlich metallischem Unterbau. Anfang 2020 entstanden erste Demos, zwischen den Corona-Wellen traf man sich zu Proben und stellte den Erstling letztlich an nur vier Wochenenden fertig. Schlicht „Phantom Bay“ betitelt, entpuppt sich der Einstand als unterhaltsamer Volltreffer.

Eben jenes Debüt dauert gerade einmal 25 Minuten und sagt doch alles. Nach einem kurzen Intro treibt „Trembling World“ die Schlagzahl sofort nach oben. Hohes Tempo, metallisch angehauchte Hektik und spürbarer Punk-Einschlag verbinden nachdenkliche Schwere mit packenden Hooks. Das klingt so, wie das zu erwarten war: Comeback Kid, Touché Amoré und Defeater mischen unter anderem mit. Gerade die schwermütigen, mit Post-Hardcore flirtenden Exkurse, darunter das folgende Bleipaket „Deep End“, machen derlei Vergleiche mehr als deutlich. Zudem bekommt es Phantom Bay gut, das Tempo zwischenzeitlich rauszunehmen und Druck durch Heavyness aufzubauen.

Die kurzen, knackigen Episoden rundherum machen ebenso Laune, gerade das hochgradig melodische und dennoch beklemmende „Hard To Believe“. In unter zwei Minuten rauscht der Track durch, beißend und bellend, heiser und leicht verzweifelt, trotzdem von klarer Kante geprägt. Das abschließende „Terminal Condition“ nimmt hingegen die doppelte Spielzeit in Anspruch und braucht diese dringend – für klare Worte, für hypnotischen Klargesang, für den ellenlangen Abgang in Richtung Fade, das Leben aus dem Rückspiegel betrachtend und schließlich abebbend.

Keine Wunderdinge, sondern einfach „nur“ wunderbare Songs: Von der kompakten Präsentation über die knappe Spielzeit bis zum authentischen Sound lebt und atmet „Phantom Bay“ den Geist vergangener Tage. Dass trotz – oder wegen – aller vertrauter, offenkundiger Referenzen doch so etwas wie eine eigene Note durchschimmert, spricht mit Sicherheit für das Trio. Eine gewisse Portion Nostalgie lässt sich keinesfalls von der Hand weisen, und doch ersäuft dieser Erstling keinesfalls im omnipräsenten Vergangenheitsdenken, sondern findet einen klaren Bezug zur Gegenwart in modern-klassischen Klängen. Kurzum: Phantom Bay debütieren stark, retro und doch höchst aktuell, und schmieden hoffentlich bereits Pläne für einen Nachfolger.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 22.04.2022
Erhältlich über: Krod Records

Website: www.phantombay.net
Facebook: www.facebook.com/phantombaypunks

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Category: Magazin, Reviews

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