Matt Pike – Pike Vs The Automaton

| 18. Februar 2022 | 0 Comments
Matt Pike

(c) Juan Carlos Caceres

Matt Pike hatte im Lockdown ordentlich Zeit und war, wie so viele andere auch, von seiner Umgebung gefrustet. Der High On Fire-Frontmann musste die neuen Herausforderungen einer globalen Pandemie, die verheerenden Waldbrände an der US-Westküste und die jahrelangen politischen Unruhen in Portland verarbeiten. Gemeinsam mit seinem Kumpel Jon Reid, der ursprünglich bei Lord Dying und heute in der Band von Pikes Frau Schlagzeug spielt, sowie illustren Gästen spielte er „Pike Vs The Automaton“ ein. Dass Matt Pike daraus ein Soloalbum machte, kostete seine Mitstreiter einiges an Überredungskunst.

Alleine schon die Gästeliste kann sich sehen lassen: Alyssa Maucere-Pike von Lord Dying, Steve McPeeks von West End Motel und Brent Hinds von Mastodon sind nur einige der bekannten Namen auf dieser Platte. Musikalisch gibt es dafür wenig Überraschung, sondern in etwa das, was man von der Hauptband kennt. Der Vorbote „Alien Slut Mum“ ist einer der seltenen absurden Momente, in denen Pikes Humor durchkommt. Zu rumpelndem Doom-Sludge mit Punk-Unterbau setzt es eine schräge Horrorstory, derb eingeknüppelt und von Groove-Monstrositäten begleitet. „Acid Test Zone“ spielt sich in ähnlichen Gefilden ab.

Es geht aber auch komplett anders. „Land“ holt sich Inspiration aus Country und Americana, verkehrt diese durch die psychedelischen, entfremdeten Ansätze und Pikes schroffe Vocals jedoch in fast schon parodistische Sphären. Der Hang zum Psychedelischen taucht im Rahmen dieses Albums immer wieder auf, so auch im ellenlangen Rausschmeißer „Leaving The Wars Of Woe“. High On Fire-Kollege Jeff Matz spielt die E-Saz, rundherum wird es richtig schön derb. Gewohnt verkopfte und doch massige Abräumer, darunter das sich bei aller Brachialgewalt mehrfach häutende „Throat Cobra“ oder das doomige, giftige „Apollyon“, runden die Präsentation geschickt ab.

Natürlich serviert Matt Pike keine einfache Kost, das lässt alleine schon die stattliche Spielzeit von weit über einer Stunde vermuten. Musikalisch befasst sich „Pike Vs The Automaton“ vornehmlich mit High On Fire und dem anderen gigantischen Schauplatz des Protagonisten, Sleep. Brachiale, erdrückende Wucht auf der einen, filigraner bis psychedelischer Eskapismus auf der anderen Seite geben sich unnachgiebiger Heavyness hin. Pikes erster Soloexkurs spielt sich in vertrauten Gefilden ab, hat mit Ausschussware dankenswerter Weise aber rein gar nichts zu tun – beißende Intensität frei von der Leber weg, die für beste Unterhaltung sorgt. Ein Nachfolger ist ebenso bereits in Arbeit wie eine neue Platte von High On Fire.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 18.02.2022
Erhältlich über: MNRK Heavy / eOne Music (SPV)

Website: pikevstheautomaton.bandcamp.com

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Category: Magazin, Reviews

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