Cult Of Lilith – Mara

| 4. September 2020 | 0 Comments
Cult Of Lilith

(c) Void Revelations

Mit Cult Of Lilith betritt ein neues Death-Metal-Powerhouse, das eigentlich keines ist, die Bühne. Obwohl die Isländer, 2015 von Gitarrist Daniel Þór Hannesson als Soloprojekt gegründet, natürlich mit beiden Beinen in wütenden Extremen verankert sind, will ihr Sound so viel weiter hinaus. Progressive Ansätze, komplexe klassische Strukturen und sogar die eine oder andere World-Music-Überraschung mischen mit. Nach mehreren Kleinformaten landet nun das Debütalbum „Mara“.

Was in diesem betont eigentümlichen Mikrokosmos möglich ist, zeigt „Profeta Paloma“. Los geht es als relativ straighter und doch verschachtelter Death-Metal-Track mit Wucht und Brutalität. Nach knapp zweieinhalb Minuten taucht dieses Kleinod urplötzlich ab und stürzt sich in ein ausgedehntes… Flamenco-Break? Cult Of Lilith luden sich einen Flamenco-Gitarristen ein, der das Auge des Sturms mit traditionellen spanischen Klängen versieht. Das sollte eigentlich nicht funktionieren, klappt aber mindestens so prima wie die Wuchtbrumme „Atlas“. Hier hangeln sich Cult Of Lilith über ein ausgedehntes Intro mit Klargesang in einen martialischen Stomper, der immer komplexer und verworrener wird, progressive Grenzen auslotet.

Eben jener Wahnsinn zieht sich wie ein roter Faden durch diesen Einstand. Zudem schreiben die Isländer richtig gute Songs, wie das sich mehrfach häutende „Zángano“. Das Rückgrat dreht sich um technisch anspruchsvolle Brechstangen-Extremen, urplötzlich von klaren Schreien und filigranen Soli durchbrochen. Oder aber der Opener „Cosmic Maelstrom“ – die perfekte Vorbereitung auf den Rest der Platte. Cult Of Lilith spucken Gift und Galle, nur um aus dem Stand das Tempo zu verschärfen und durch High-Speed-Prog-Death zu jagen, während ein paar Sekunden weiter die ganz feine Klinge das Gehörte komplett seziert.

Cult Of Lilith ziehen eine unglaubliche Show auf diesem Debütalbum ab und bereiten Kopfzerbrechen. „Mara“ klingt wie das Werk einer Band, die seit mindestens einem Jahrzehnt perfekt aufeinander eingespielt ist; stets kurz davor, komplett zu entgleisen, nur um sich doch immer wieder zu fangen und im Höllentempo durch magische Schönheit zu rattern. Die eierlegende Prog-Death-Wollmilchsau kommt aus Island und zelebriert bittersüßes Chaos zwischen atemberaubender Technik und erstaunlichem Gefühl. Für etwaige Nachfolger liegt die Messlatte schon jetzt hoch.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 04.09.2020
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)

Facebook: www.facebook.com/cultoflilithband

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Category: Magazin, Reviews

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