Manège Noir – MMXV

| 2. November 2015 | 0 Comments
Manège Noir

(c) Julian Haas

Für Manège Noir ist das Maß voll. Scharfe Kritik an rechtspopulistischen Parteien, unreflektierter Rezeption und medialer Gleichförmigkeit ist die Triebfeder für vier durchaus bekannte Musiker aus Wien (u.a. bei Septicflesh, Call The Mothership, Kill The Lycan und (Van) Tempest aktiv). Es ist kein Zufall, dass das Projekt kurz vor der Wienwahl an die Öffentlichkeit ging und nur einen Tag danach einen ersten Höreindruck veröffentlichte.  „Ignoranz ist die Kunst mit offenen Augen nicht sehen zu wollen“ – steckt hinter solch markigen Sprüchen auch musikalische Substanz? Die erste EP „MMXV“ deutet Potential an.

Auf einen Ausschnitt aus Howard Beales berühmtem Monolog aus dem Film „Network“ folgt der erste von vier Songs. Death Metal und Deathcore bestimmen die musikalische Richtung, die Auswirkungen von Propaganda und Hassschriften die Texte. Der Opener „Heart: Diatribes“ bewegt sich im ungefähren Whitechapel-Umfeld und macht schnell das größte Problem dieses Erstlings deutlich: es mangelt an der nötigen Dynamik. Dabei wären die beteiligten Musiker verdammt talentiert – gerade die Vocals, hinter denen der Mastermind der Vokill-Covers steckt, fahren durch Mark und Bein -, doch das Gefühl, all das schon mal gehört zu haben, bleibt steter Begleiter.

Den Sound Manège Noirs deswegen zu verdammen, wäre jedoch gleichermaßen voreilig wie unfair. Auch wenn große Innovationen fehlen, so geht das Material doch amtlich nach vorne. Gerade „Body: Genocide“ mit seinem gleichermaßen ranzigen wie rockigen Riff hat Charme, auch das bissige, wild um sich schlagende „Mind: Demoncracy“ mit vertracktem Djent-Strumming Marke Vildhjarta hat seinen Reiz und versteht sich auf jene Kompaktheit, die dem etwas zu ausladenden „Soul: Decay“ seine Eindringlichkeit raubt.

Tatsächlich – leider – gelingt es dem Wiener Quartett nicht so recht, die Bandbreite und die Kreativität ihrer anderen Projekte in Manège Noir einfließen zu lassen. Letztlich hört man „MMXV“ aber zu jeder Zeit an, dass die Herren hinter der Musik verdammt wütend sind und diese Rage auch zum Ausdruck bringen wollen. Als Statement mit grundsolidem, stellenweise mehr als bloß gutklassigem Deathcore funktioniert die EP aber verdammt gut, zumal sie gratis bzw. gegen Spende (sämtliche Einnahmen werden karikativen Zwecken zugeführt) erhältlich ist.

Wertung: 7/10

Erhältlich ab: 02.11.2015
Erhätlich über: Eigenvertrieb (Download-Release)

Website: manegenoir.bandcamp.com
Facebook: www.facebook.com/manegenoir

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Category: Local Bands, Magazin, Reviews

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