Serj Tankian – Harakiri

| 25. Juli 2012 | 0 Comments

Serj Tankian

Subtil ist was anderes. Eine Zeile des ersten Songs auf „Harakiri“ lautet „Sever the head of cornucopia“, zu Deutsch ‚Überfluss‘. Mit „CEOs are the disease“ geht’s in der nächsten Nummer weiter. Serj Tankian, seines Zeichens langbärtiger Aktivist gegen alles Böse in der Welt, Stimme von System Of A Down und umtriebiger Solokünstler, veröffentlicht sein drittes Album. Und es scheint unter dem Motto „Back to the roots“ zu stehen, denn so rockig war Tankian lange nicht mehr unterwegs.

Sozialkritik mit dem Holzhammer: Tankian ist zwar noch immer ein genialer Songwriter, die teilweise schwer vertrackten Strukturen der Vorgängeralben sind auf „Harakiri“ aber großteils einem direkteren Zugang gewichen. Statt zurückgenommener Instrumentierung gibt es oft mit breiten Gitarrenwänden auf die Zwölf. Es wirkt, als hätte die Kurzzeit-Reunion mit System Of A Down seine Spuren hinterlassen – noch nie war Tankian solo seinem Werk als Sänger seiner Hauptband so nahe. Das mag Geschmackssache sein, leichter zugänglich als auf „Harakiri“ war Serj zuvor auf jeden Fall noch nie. Und Highlights bietet dieses Album trotzdem oder gerade deswegen genug.

Die bereits erwähnte Vorabsingle „Figure It Out“ ist ein hektischer Kopfnicker mit allzu offensichtlicher Botschaft, was dem Song aber keinen Abbruch tut. „Cornucopia“ ist mit typischer Tankian-Lyrik („You chase the moon with a spear“) ein wunderschöner, leicht melancholischer Opener geworden, bei dem die unterschiedlichen Songparts scheinbar mühelos ineinander übergehen. Immer öfter blitzen leicht orientalische Klänge durch, die wohl der armenischen Herkunft Tankians geschuldet sind. Und auch das Schlagzeug nimmt wieder eine weit prominentere Rolle als noch auf „Imperfect Harmonies“ ein – „Uneducated Democracy“ ist mit seinem hektischen Grundtempo das beste Beispiel dafür.

„Harakiri“ nimmt seinen Titel zum Glück nicht allzu ernst (sorry, der musste sein). Das dritte Album von Serj Tankian ist ein sehr starkes Werk geworden, das in der Diskografie des Solo-Sängers Tankian mit seiner harten Grundstimmung etwas aus der Reihe fällt, sich dafür aber perfekt in das Gesamtwerk des Künstlers Serj Tankian fügt. Denn vor den Pianoeskapaden auf den vorigen Alben war da mal ein Album namens „Toxicity“, an dem dieser Herr auch maßgeblich beteiligt war, und dem er mit „Harakiri“ teilweise verdammt nahe kommt.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 06.07.2012
Erhältlich über: Reprise Records (Warner Music)

Website: www.serjtankian.com
Facebook: www.facebook.com/serjtankian

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Category: Magazin, Reviews

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