We Lost The Sea – A Single Flower

| 4. Juli 2025 | 0 Comments
We Lost The Sea

(c) Scott Heldorf

Mit ihrem cineastischen, rein instrumentalen Post Rock verleihen We Lost The Sea einem ganzen Genre seit mittlerweile bald zwei Jahrzehnten willkommenen frischen Wind. Und doch war es um das australische Sextett zuletzt – zumindest im Studio – vergleichsweise ruhig geworden. Das aufwändig aufgemachte, bezaubernde „Triumph & Disaster“ hat mittlerweile sechs Jahre auf dem Buckel und wirkt wie aus einer anderen Zeit. Auf „A Single Flower“ haben die Herren aus Down Under nun viel zu sagen, ohne jedoch den Blick für das Wesentliche zu verlieren.

Auf wen sich „If They Had Hearts“ wohl bezieht? Der intensive Opener nützt – natürlich – den freien, luftleeren Raum, um diesen mit musikgewordener Magie zu füllen, Schritt für Schritt. Beinahe unmerklich wächst der Track, spätestens wenn er von wuchtigen, drückenden Drums durchzogen wird. Ein schleppender Marsch in Richtung Katharsis begleitet diesen erhebenden Moment, dann verdichtet sich das Geschehen immer wieder. Bratende, wuchtige Gitarren bemühen nahezu metallische Intensität, treiben den etatmäßigen kathartischen Höhepunkt an, nur um letztlich erneut minutenlang in der zarten, einfühlsamen Starre des Auftakts zu verharren.

Das waren knapp neun Minuten, zugleich eine der kürzesten Episoden dieser Platte. „Blood Will Have Blood“ am anderen Ende des Albums dauert sogar dreimal so lange und verlangt vollste Aufmerksamkeit. So scheint während den ersten Minuten kaum etwas zu passieren. In weiterer Folge macht sich der erste, geradezu euphorische Gefühlsausbruch breit. Die Australier finden zu lebensbejahenden, hell leuchtenden Klängen, von einem überdimensionalen Grinsen begleitet. Und doch sackt das Geschehen letztlich wieder in sich zusammen, verfinstern sich die Wolken und bereiten auf den zweiten Peak vor – finster, unwirtlich, geradezu metallisch. Es mag kein Blut von der Decke tropfen, doch kann der Wechsel musikalischer Gezeiten ähnlich aufwühlen.

Was sich über Jahre hinweg angekündigt und angedeutet hat, wird nun tatsächlich Realität: We Lost The Sea legen noch einen zu und erreichen das berühmt-berüchtigte nächste Level, denn das gesamte Album kann dieses hohe Niveau erstaunlich locker und souverän halten. Sämtliche narrativen Post-Rock-Fäden laufen souverän zusammen, die Arrangierung bekommt diesen kleinen Extra-Boost, das Spiel mit Laut-Leise-Dynamik, atemberaubenden Wendungen und außergewöhnlicher narrativer Konstruktion in bestem Mogwai- und Explosions In The Sky-Sinn zieht in seinen Bann. „A Single Flower“ ist das große, herzensgute und aufbrausende Album geworden, das seit Jahren in den Australiern steckt – der (vorläufige) Höhepunkt ihres Schaffens.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 04.07.2025
Erhältlich über: Bird’s Robe Records / dunk!records / Translation Loss Records / New Noise

Website: www.welostthesea.com
Facebook: www.facebook.com/welostthesea

Slider-Pic (c) Scott Heldorf

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Category: Magazin, Reviews

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