Calyces – Fleshy Waves Of Probability

(c) Anthi Bakali
Vor mittlerweile viereinhalb Jahren machten Calyces mit „Impulse To Soar“ erstmals von sich reden. Die Mischung aus Stoner-Sludge und Prog mit 70s-Retro-Charme weckte natürlich Erinnerungen an Giganten wie Mastodon und Baroness, wenngleich das griechische Quartett bemüht war, diesem groovenden, anspruchsvollen und rifflastigen Mix seinen eigenen Stempel aufzudrücken. An den Drums sitzt inzwischen Stavros Rigos, der mit Frontmann Manthos Stergiou bereits vor etwa 20 Jahren bei Tardive Dyskinesia spielte. Diese Reunion alter Kollegen wirkte sich positiv auf das Songwriting des Zweitlings „Fleshy Waves Of Probability“ aus.
War der Vorgänger vor allem als kreative Machtdemonstration gedacht, so widmen sich die Griechen nun erfolgreich dem Album als Gesamtkunstwerk. Bereits das eröffnende „Swirling Towards The Light“ entpuppt sich als Abräumer auf ganzer Linie. Forscher Drive, ein gefälliger Mix aus purer Wut und gefühlvollem Gesang, dazu feinsinniger Prog Rock am Höhepunkt, bevor es zurück zu beißender Heavyness geht – es kann manchmal so einfach sein. Etwas gemächlicher und vertrackter geht es hingegen „Flowing Through Storm“ an, lässt den Song trotz technischer Spielereien kommen. Reduzierte Strophen und maximal gespannte, dem Zerreißen nahe Strophen sorgen für die gewisse Würze.
Das wuchtige, grantige Auftreten von „Lost In Phrase“ ragt im besten Sinne heraus. Anstatt ein brutalen, donnernden Monolithen zu zimmern, gehen es Calyces vergleichsweise ruhig an, lehnen sich erneut zurück und bauen den Giganten sorgsam auf. Verschiedene Melodiestränge finden zusammen, ein hymnischer Refrani überrascht durch Pathos, das Hauptriff wäre hingegen selbst in Djent-Gefilden gut aufgehoben. Im Schlussdrittel drehen die Griechen dafür richtig schön am Rad. Noch epischer wird es nur in „Lethargy“, der ellenlange Rausschmeißer. Auch hier dauert es eine ganze Weile, bevor das Geschehen Fahrt aufnimmt und schließlich eine Art Stoner-Prog-Metal-Fanfare den kolossalen Schlussakt anstimmt.
Tatsächlich wirkt „Fleshy Wavs Of Probability“ in seiner Gesamtheit richtig gut, denn obwohl die Songs rund um diese Giganten gerne mal etwas zurückhaltend ums Eck kommen, halten sie das Geschehen zusammen, setzen kleine Spitzen und unterstreichen zugleich den alten, neuen technischen Anspruch der Griechen. Calyces bestätigen ihr starkes Debüt, toben sich kreativ aus und legen hinsichtlich Spannungsaufbau sowie Riffgewalt ordentlich nach. Das gar nicht mal so schwere zweite Album unterstreicht das Können und die Klasse des Quartetts, das inzwischen locker mit den eingangs erwähnten Bands mithalten kann und seine eigene Klasse erneut bestätigt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 21.03.2025
Erhältlich über: Eigenvertrieb
Facebook: www.facebook.com/Calycesband


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