Red Rot – Borders Of Mania

| 10. Mai 2024 | 0 Comments
Red Rot

(c) Red Rot

Es war ein kleiner Überraschungshit, dieses „Mal De Vivre“, mit dem Red Rot vor knapp zwei Jahren auftauchten. Das erste Album der beiden ehemaligen Ephel Duath-Mitglieder Davide Tiso und Luciano Lorusso George räumte mit seinem komplexen Prog-Ansatz ab. Davon setzt es nun mehr, begleitet von einem Titel, der kaum besser auf den Sound der Italiener passen könnte: „Borders Of Mania“ gibt sich dem absoluten Wahnsinn hin, verschroben, wütend und doch von der feinen Klinge hauchdünn geschnitten.

Songs wie „Homo Sapiens Imago Dei“ illustrieren den alten, neuen Wahnwitz des Duos. Von der ersten Sekunde an fühlt man sich einen tiefen Abgrund hinabstürzend, während infernale Screams und verkappte Melodieansätze mit angedeutetem Choral kollidieren. Tech Death, Grind, Melodic Doomcore – und nach 133 Sekunden ist schon wieder Schluss. Was war das denn gerade? Keine Sorge, diese Frage erhält keine Antwort, auch nicht nach den längeren Episoden. Der Wahnsinn von „Overlord“ mit seinem reduzierten Tempo und der meditativen Schwere lässt sich ebenfalls kaum in angemessene Worte kleiden. Wenn es am Höhepunkt etwas schneller und härter wird, von ominösem Klargesang begleitet, jagen warme und kalte Schauer den Rücken hinab.

Darf es noch etwas mehr sein? Die Urgewalt von „Misericordie“, dieses zähe und doch so schillernde Stück Musik, attackiert sämtliche Sinne gleichzeitig. Post-Black-Ansätze kollidieren mit sakralem Todesstahl, der Unterbau könnte kaum komplexer und vertrackter ausfallen. Mit dem drückenden Opener „Compulsive Delusion“ gieht es sogar etwas in Richtung Melodic Death, wenngleich mit nunmehr typischem Red Rot-Anstrich. Die nächste Explosion ist natürlich nicht weit und sägt mit wachsender Begeisterung. Mehrere kurze Tracks zwischendurch zwingen in die Knie, darunter das furiose „Cranioscopy“ – rasant, abgewrackt, im besten Sinne unberechenbar.

Letztlich war „Mal De Vivre“ ’nur‘ der Aufgalopp, denn nun drehen Red Rot komplett am Rad – mit Methode. Der Brückenschlag zur früheren Band gelingt mehr denn je, während der Sound in alle Richtungen wächst. „Borders Of Mania“ ist eine im besten Sinne durchgeknallte Sache, frontal und angenehm vertrackt, technisch versiert, bleiern schwer und bei allem Anspruch doch immer mitreißend, geradezu melodisch. Tiso ist als Songwriter tatsächlich weiter gewachsen, Lorusso George entlockt seinen Stimmbändern gar Erstaunliches, zudem langt jeder der 15 (!) Tracks beherzt zu. Red Rot sollten mit diesem Husarenritt auf sämtlichen Jahresbestenlisten weit vorne auftauchen.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 10.05.2024
Erhältlich über: Hammerheart Records (SPV)

Facebook: www.facebook.com/red.rot.metal

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Category: Magazin, Reviews

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