Tenhi – Valkama

| 7. Juni 2023 | 0 Comments
Tenhi

(c) Tenhi

Tenhi lassen sich gerne etwas Zeit, doch wurde das finnische Sextett in den elfeinhalb Jahren seit „Saivo“ von der Realität eingeholt. Das ursprüngliche Konzept – eine märchenhafte Erzählung über ein brennendes, vom Krieg zerstörtes Dorf und die Überfahrt zur Insel der Toten – erschien den Musikern mit der Zeit unpassend, weil mittlerweile überwiegend zur schauderbaren Wirklichkeit geworden. Man verwarf derlei Ansätze und widmete sich stattdessen etwas freundlicheren, hoffnungsvollen Klängen, wenngleich das Echo der ursprünglichen Idee noch nachhallt. „Valkama“ scheint zwischen zwei Welten gefangen.

Passend zur langen Wartezeit lauert zu Beginn ein Elfminüter: „Saattue“ packt alles, was die Klangmagie Tenhis ausmacht, in einen Song. Ein überaus langes, fragiles Intro führt zu sanftem Picking und nicht minder fragilem Gesang, bemüht vorsichtigsten Aufbau und ganz viel emotionale Nachdenklichkeit. Der Track gewinnt lediglich an Lautstärke, nimmt weitere Spuren hinzu, bleibt aber ebenso hoffnungsvoll bis nachdenklich – ein Zugeständnis an die jüngste Vergangenheit und das Umdenken, wenngleich die Schlussminuten Reste der ursprünglichen Idee zu transportieren scheinen. Auch im Piano des folgenden „Kesävihanta“ liegt eine gewisse Bedrückung, welche durch die butterweiche Zweitstimme im Abgang ins Gegenteil verkehrt wird.

Das Stimmengewirr von „Elokuun linnut“ sucht nach Identitätsstiftung und findet fragile Melancholie. Selten klang Tyko Saarikko derart erschüttert und zugleich schmeichelnd, versucht die erstickenden Emotionen der Gegenwart in eine hoffnungsvolle Gute-Nacht-Geschichte zu verkehren. Ein paar Türen weiter legt der Titelsong „Valkama“ groß und mächtig los, konvertiert die angedeuteten Moll-Töne aber schnell in etwas Freundlichkeit. Tenhi legen eine zusätzliche Melodie über das Geschehen und tun sich damit viel Gutes. „Aina sininen aina“ transportiert das sogar bis in die Stimmbänder, von einem Post-Rock-Klavier begleitet. Ist letztlich doch alles eitel?

70 auf komplett andere Weise zermürbende Minuten später glänzen Tenhi ganz neu, letztlich doch vertraut. Man erkennt die ursprüngliche musikalische DNA stets, die Originalpläne schimmern durch, erhalten jedoch einen frischen Anstrich. Ein Hauch von Optimismus macht sich breit und stiftet Schönheit in einer Welt, die exakt das dringend brauchen kann. Das Warten auf „Valkama“ hat sich gelohnt und zeigt Tenhi einmal mehr in mittlerweile gewohnt bestechender, mitreißender Form.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 09.06.2023
Erhältlich über: Prophecy Productions (Soulfood Music)

Website: utustudio.com
Facebook: www.facebook.com/Tenhiband

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Category: Magazin, Reviews

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