1782 – Clamor Luciferi

(c) 1782
Im Jahr 1782 wurde die Schweizer Dienstmagd Anna Göldi im Rahmen des letzten Hexenprozesses auf europäischem Boden zum Tode verurteilt und hingerichtet. 237 Jahre später gründeten die aus Sardinien stammenden Marco Nieddu und Gabriele Fancellu eine Band, welche den vielen zu Unrecht verurteilten Frauen gedenkt. Als 1782 veröffentlichten sie ein Album, waren Teil einer der berüchtigten Doom Sessions und sind seit dem Einstieg von Francesco Pintore als Trio unterwegs. „Clamor Luciferi“ wagt sich noch tiefer in betont eigenwillige, unbequeme Doom-Untiefen hinab.
Nach einem etatmäßig gruseligen Intro bewegt sich „Succubus“ zugleich in die Untiefen historischer Gräueltaten, begleitet von einem möglichst desolaten Sound. Viel mehr Distortion und Fuzz gehen kaum, wenn Doom-Kargland mit dezenten Stoner-Sludge-Riff-Einschlägen aus den Boxen fährt. Die tief im Arrangement vergrabenen Vocals passen perfekt ins Bild, wirken wie ein weiteres Instrument und intensivieren den Horror mit diabolischer Leidenschaft. Auch die monolithisch agierende Rhythmusabteilung will nicht außer Acht gelassen werden – drückender Bass sowie stoisch-massives Drumming sind die Zutaten zum durchschlagenden Erfolg.
In konstanter, hässlicher Behäbigkeit tun sich stets neue Abgründe auf. „Devil’s Blood“ könnte kaum schleppender und fieser ausfallen. Hier übernimmt der Tieftöner einiges an Aufbauarbeit, führt in den zerschlissenen Track ein, der vor allem lautmalerisch agiert. Der Untergang jeglicher Gefühls- und Empfindungswelten ist nah und wird mit wachsender Begeisterung zelebriert. An anderer Stelle erinnert das minimalste Aufheulen von „Tumultus XIII“ durchaus an Drone-Gefilde. Die komplette Reduktion, gepaart mit furztrockener Darbietung, schneidet tiefer und tiefer ins Fleisch.
Mit Mühe fallen die Silben aus dem Mund, erheben sich die Instrumente, bauen sich überdimensionale Wände auf. Mit Wucht und in absoluter Zeitlupe breiten 1782 ihren unbequemen Wahnsinn aus, der Doom-Grenzen sprengt und sich dort doch so wohl fühlt. „Clamor Luciferi“ bemüht weitere Extreme, torpediert das Nervenkostüm mit Gusto und leistet zudem wichtige Geschichtsarbeit, die freilich prima zur desolaten musikalischen Reduktion passt. Das Gesamtpaket stimmt einmal mehr bei den italienischen Raubeinen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 14.04.2023
Erhältlich über: Heavy Psych Sounds Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/1782doom
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