Håndgemeng – Ultraritual

| 7. März 2023 | 0 Comments
Håndgemeng

(c) Henrik Klausen Dale

Just als sie sich an ihr erstes Album machten, schloss die Welt ihre Tore. Håndgemeng um die Brüder Martin und Filip Wennberg hatten eben zwei EPs veröffentlicht, welche die Hardcore- und Punk-Vergangenheit früherer Bands verarbeiteten und zugleich das Tempo rausnahmen. Mit Stoner-Riffs und Sludgecore-Energie fuhr man prima. Inzwischen griff Ripple Music zu und gibt dem verspäteten Einstand „Ultraritual“ eine herrlich süffige, fatalistische Bühne.

An zweiter Stelle lauert mit „Cro-Magnon Vs Neanderthal“ ein kleiner Leckerbissen, der die mitreißende Eigentümlichkeit von Håndgemeng auf den Punkt bringt. Packende Riffs, viel Dreck darunter und Hardcore-Punk-Elan bauen den gemächlichen Song sukzessive ab. Martin Wennberg aka Hellvis Presley zerlegt den Track verbal mit wütenden, heiseren Screams, darunter bäumt sich eine schräge Mischung aus sperrigen Einschüben und brütender Eingängigkeit auf. Nicht umsonst erinnert der Begleittext unter anderem an Kvelertak, die hier bestimmt Pate standen. Leicht psychedelische bis fuzzige Einschübe legen einen unwirklichen Filter über das Geschehen und verbreiten gelungene Entfremdung.

Und das ist nur der Anfang, denn in weiterer Folge zerlegt das Quartett aus Oslo sich und seinen Sound mit wachsender Begeisterung. Im überlangen Finale „Occulation Of Mars“, das fast zehn Minuten in Beschlag nimmt, wird es laut, hässlich und unbequem. Zumindest gilt das für die verzerrte erste Hälfte, übermäßig laut und voller Warzen, bevor instrumentales Idyll einsetzt und einen minutenlangen, proggig angehauchten Abgang mit meditativem Klargesang lostritt … bis zur nächsten brutalen Explosion. Einen solchen Wurmfortsatz kennt der Titelsong nicht, bemüht dafür zermürbende Heavyness mit süffigen Untertönen. Auch das eröffnende „The Astronomer“ lebt vom Spagat zwischen Riffgewalt und nahezu groovender Schwerfälligkeit.

Natürlich muss man in diesem Zusammenhang Mastodon erwähnen, darum kommt man bei diesem Sound kaum herum. Nein, Håndgemeng kopieren nicht, machen aber ebenso keinen Hehl aus ihrer Inspiration. Zudem schätzen sie hörbar das Chaos ihrer norwegischen Landsleute, eskalieren mit wachsender Begeisterung. „Ultraritual“ ist kantig, riffgewaltig, brachial und komplex zugleich, sucht stellenweise etwas nach der eigenen Richtung und macht damit alles richtig. Zwischen den Stühlen entsteht schroffe und zugleich mitreißende Magie – es kann manchmal so einfach sein.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 10.03.2023
Erhältlich über: Ripple Music (Bertus)

Facebook: www.facebook.com/haandgemeng

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Category: Magazin, Reviews

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