Praetor – Praetor

| 6. März 2023 | 0 Comments
Praetor

(c) Salomé Bourgois

Auch nach vier Jahrzehnten ist und bleibt Thrash unkaputtbar. Praetor widmen sich bevorzugt der alten Bay-Area-Schule rund um die Big Four, als das Genre Mitte der 80er durch die Decke ging. Das Quartett setzt sich aus Musiker*innen aus Luxemburg und Frankreich zusammen, die neben diversen eigenen Bands jahrelang zusammen in verschiedenen Tribute-Formationen spielten und seit 2019 unter diesem Namen gemeinsame Sache machen. Ihr erstes Album heißt schlicht und ergreifend „Praetor“.

Schnörkellos gehen die gut 36 Minuten nach vorne und haben hörbar keinen Bock auf Kompromisse. „No Return“ eröffnet die Platte mit furioser Energie, mit hohem Tempo, mit mächtigem Riffing. Hugo Centenos aggressive, kraftvolle Vocals diktieren das Geschehen, in der zweiten Hälfte überschlägt sich das Quartett beinahe. Die eigenwillige melodische Eröffnung plus Gitarrensolo im anschließenden „Move On“ geht die Angelegenheit erst einmal komplett anders aus, nimmt für den Hauptteil die Geschwindigkeit etwas raus, bemüht sich vor allem um fiese Bosheit. Hier kollidiert die Thrash-Ursuppe mit versuchter NWOBHM-Hymne, was eine kuriose wie spannende Faszination ausstrahlt.

Überhaupt hat dieser Einstand viele interessante Ideen im Gepäck. Vergleichsweise straighte Thrasher wie „Precious Time“ treffen auf die verknappte Komplexität von „United“, das die Ideen eines Siebenminüters in weniger als die Hälfte der Zeit packt. Einerseits wäre ein epischerer Ansatz interessant gewesen, andererseits kann der muskelbepackte Sprint durch mehrere kleine Parts unterhalten. „Mass Extinction“ lässt sich zunächst tatsächlich etwas Zeit, nur um richtig schön derb zuzulangen. Gerade der furiose Double-Bass-Einsatz lässt Hören und Sehen vergehen, doch auch der Schlussakt mit melodischen Ansätzen und einem weiteren Solo macht Laune.

Kompakt, kompromisslos, undurchdringlich: Praetor langen kräftig zu und machen sich erst nachher Gedanken über etwaige Konsequenzen. Das französisch-luxemburgische Quartett hat hörbar das Zeug zu anspruchsvollen XXL-Tracks, komprimiert aber stattdessen. Das verblüfft zunächst, macht aber mehr und mehr Laune, denn mit welcher Dynamik dieser Erstling in die Vollen geht, unterhält. Hier schwingt definitiv der Pioniergeist der ersten großen Thrasher mit, bloß noch härter und direkter runtergezockt. Als Einstand macht „Praetor“ unheimlich viel Laune und gibt den brachialen Wellenbrecher. Zugleich darf jetzt schon mit Spannung erwartet werden, wohin die Reise gehen wird. Hier schlummert ordentlich Potenzial unter der Oberfläche.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 10.03.2023
Erhältlich über: Metal East Productions / Barhill Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/praetorthrash

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Category: Magazin, Reviews

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