Fargo – Geli

| 14. März 2023 | 0 Comments
Fargo

(c) Fargo

Mit Fargo meldet sich eine fantastische deutsche Post-Rock-Band nach viel zu langer Studiopause zurück. Von Vocals hält das Quartett herzlich wenig, wohl aber von geschickt arrangierten Soundscapes und Texturen, die wortlos sehr viel sagen. Auch die Tracks auf ihrem neuen Album „Geli“ – benannt nach der 2018 verstorbenen Cover-Künstlerin Angelika Zwarg, Mutter zweier guter Freunde der Band – tanken sich durch leergefegte Städte und suchen nach Erkenntnis.

Vier überlange Songs, natürlich wieder nach deutschen Städten benannt, breiten ihre magischen Schwingen aus. Im eröffnenden „Dresden“ fallen Fargo mit der Tür ins Haus. Vergleichsweise düstere Klänge und erstaunliche Härte treiben die Idee in metallische Gefilde, die Eruption fällt fieberhaft aus. Ausnahmsweise haben sich ein paar vereinzelte Screams ins Arrangement verirrt, die mehr wie ein zusätzliches Instrument wirken – und zwar ein sehr gutes. Danach entschlackt „Regensburg“ das Unterfangen und widmet sich vergleichsweise klassischen, typischen Genremustern. Vertrauter Aufbau, mächtiges Aufbäumen, knisterndes Grescendo – mehr braucht es nicht für das perfekte Glück.

Was Fargo jedoch geschickt machen, ist das komplette Umschiffen etwaiger Erwartungen. Anstatt sich konstant auf Post-Rock-Muster zu verlassen, brechen sie mit Erwartungen. In der Tour de Force „Berlin“ lassen Russian Circles grüßen. Erneut nimmt das Quartett etwas Härte hinzu, deutet mehrere kleine Eskalationen an und spannt das Nervenkostüm auf die Folter – ohne echte, endgültige Auflösung. Hingegen bemüht sich das abschließende „Pforzheim“ um ein Statement, wenn der emotionale Malstrom der ersten Hälfte Platz für Winston Churchills ikonische Rede aus dem Jahr 1940 macht. Fargo erklären dazu, dass Faschismus und Nationalsozialismus praktischen Widerstand erfordern – ein pointierter, beklemmender Volltreffer.

Fargo finden die ideale Balance für ihren Sound und ihre Message, liefern beides auf den Punkt ab. „Geli“ lebt von ellenlangen, präzisen narrativen Strukturen, ansprechender Arrangierung und einnehmender Formensprache, gekonnt in vertrauten Gewässern fischend und doch mit ureigenem Stil operierend. Der frische Post-Rock-Wind kommt gut, schlägt gerne mal ins Metallische um und bemüht zudem hohen Anspruch – eine geschickte Balance, die prima als Kopfkino funktioniert, und jegliche Aufmerksamkeit mehr als verdient.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 17.03.2023
Erhältlich über: Kapitän Platte (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/fargo.official

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Category: Magazin, Reviews

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