Nostromo – Bucephale

| 24. Oktober 2022 | 0 Comments
Nostromo

(c) Mehdi Benkler

Mitte der 2000er verschwanden Nostromo von der Bildfläche. Unüberwindbare Differenzen legten die Core-Visionäre aus der Schweiz einst auf Eis. Das Comeback elf Jahre später mit Live-Konzerten sowie diversen Kleinformaten erweist sich bislang als voller Erfolg und wird nun vom ersten Album seit „Hysteron-Proteron“ aus dem Jahr 2004 gekrönt. Man wollte sich kreativ und musikalisch herausfordern, holte sich tatkräftige Unterstützung an Bord und ließ den eigenen Sound noch weiter eskalieren. „Bucephale“ bemüht neuen, alten Wahnsinn.

Zu den spektakulärsten neuen Songs zählt zweifelsohne „κατάϐασις“ (dt. „Katabasis“) mit Treha Sektori von Church Of Ra, dessen düstere Ambient-Landschaften dem schwerfälligen Post-Metal-Exkurs eine kleine Sludge-Schlagseite verpassen. Nostromo nehmen das Tempo komplett heraus und setzen auf gemächliche, zermürbende Bosheit, von druckvoller Intensität und zähen Monolithen geradezu zersetzt. Ähnlich heavy und drückend wird es ausgerechnet im zweiten Song mit Gastbeitrag, nämlich „Asato Ma“ Hier bringen Monkey3 etwas Psychedelic in den Mix, beklemmende Klanglandschaften kollidieren mit Hardcore- und Grindcore-Wut.

Ihren Hang zu durchgeknalltem Wahnsinn behielten sich die Schweizer allerdings bei. Das eröffnende „Ship Of Fools“ bemüht ein vertrautes Naheverhältnis zu Math-Eruptionen, die „IED (Intermittent Explosive Disorder)“ schließlich mit kotziger Grind-Urgewalt befeuert und auf die Spitze treibt – ein furioses, vielschichtiges Spektakel, das ein wenig Blackened Hardcore mitnimmt. Auch „Realm Of Mist“ operiert am Anschlag und lebt ungefilterte Zerstörungswut aus. Davon hat „Lachon Hara“ ebenso einiges zu bieten, bloß tiefer ins Arrangement eingeflochten. Javier Varelas schäumende Verzweiflung kollidiert wunderbar mit der bleiernen und zugleich ranzig-melodischen Gitarrenwand.

40 brachiale, zermürbende und im besten Sinne verstörende Minuten zeigen Nostromo in bestechender Form, die durchaus an ihre frühen Referenzwerke erinnert. Ihre überaus vielschichtigen Core-Interpretationen wirken so gefährlich, spektakulär und unvorhersehbar wie eh und je, der kotzige doppelte Boden macht Laune. Zudem bringt „Bucephale“ kaputten Math-Grind, aber auch schwerfällige Post- und Sludge-Konzepte ein, die trotz aller unterschiedlicher Strömungen ein unerwartet homogenes Gesamtbild erzeugen. Krach mit Herz und Hirn, unwahrscheinlich gut durchdacht und im besten Sinne gefährlich – Nostromo bleiben eine Bank.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 28.10.2022
Erhältlich über: Hummus Records (Broken Silence)

Facebook: www.facebook.com/nostromogva

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Category: Magazin, Reviews

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