Infected Rain – Ecdysis

| 5. Januar 2022 | 0 Comments
Infected Rain

(c) Victoria Wonka

Gibt es in der globalisierten, vernetzten Welt überhaupt noch so etwas wie Metal-Exoten? Moldawien ist gewiss kein Hotspot für Heavyness, doch schicken sich Infected Rain bereits seit 2008 an, das zu ändern. Das Quintett um Lena Scissorhands torpediert Erwartungen mit Gusto, begleitet von einem Mix aus Modern Metal, Nu Metal, Metalcore und Melodic Death Metal. „Ecdysis“ (der griechische Begriff für „Häutung“) eröffnet das neue Jahr mit einem mächtigen Knalleffekt.

Die schiere Wucht der Präsentation reißt positiv von den Sitzen. „The Realm Of Chaos“ mit Heidi Shepherd von den Butcher Babies attackiert alle Sinne auf einmal. Die schiere Bosheit erinnert an Exilia oder Mudvayne, die manische Energie zwischendurch setzt derlei Nu-Metal-Konzepte fort und klingt dennoch modern. Es ist nicht der einzige Spagat, den Infected Rain mit Bravour meistern. Auch „Never The Same“ wählt einen ähnlichen Ansatz, baut aber zwischendurch federleichten, zarten Klargesang ein. Mit diesem zusätzlichen Farbtupfer hält der nötige Kontrast Einzug. Und Kontraste beherrscht das Quintett so und so.

Eingerahmt wird diese Platte von einem Zweiteiler. So bringt „Postmortem Pt. 1“ das Album auf den Punkt mit einen modernen Melodic-Death-Ansatz, der gerne mal in Richtung Metalcore umschlägt und dabei wunderbar bedrohlich wirkt. Fast durchgehend geht der Track nach vorne, der Klargesang breitet die Arme aus und lockert himmlisch auf. Hingegen kehrt „Postmortem Pt. 2“ die Vorzeichen um mit mehr Hymne und mehr Drama. Dieser wechselhafte Ansatz steht Infected Rain ebenfalls prima. Noch besser ist es, wenn die entsprechende Balance gefunden wird: „November“ ist von der ersten Sekunde an bedrohlich und dennoch faszinierend, dem mythologischen Sirenengesang gleich, hinter dessen Unwiderstehlichkeit der sichere Untergang lauert.

Tatsächlich macht jeder der zwölf Songs auf gewisse Weise Laune. Das liegt natürlich zu großen Teilen an Lena Scissorhands, die eigentlich die perfekte Nachfolgerin von Angela Gossow bei Arch Enemy gewesen wäre. Mit dieser Mischung aus Dreck, Aggression und verzaubernder Magie hält sie locker mit den Großen der Szene mit. Doch stimmt bei Infected Rain auch die Musik. Hier klingt selbst der eigentlich in Vergessenheit gehoffte Nu Metal patent und wuchtig, begleitet von hymnischen Momenten und Nackenschlägen, die gekonnt aufwühlen. „Ecdysis“ wirbelt Staub auf und brennt sich ein – ein echter Leckerbissen mit hohem Unterhaltungswert.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 07.01.2022
Erhältlich über: Napalm Records (Universal Music)

Website: www.infectedrain.com
Facebook: www.facebook.com/infectedrain

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Category: Magazin, Reviews

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