The Hirsch Effekt – Gregær

| 26. März 2021 | 0 Comments
The Hirsch Effekt

(c) Christoph Eisenmenger

Wenn The Hirsch Effekt eines hassen, dann wohl Vorhersehbarkeit. Kein Album ist wie das andere beim deutschen Trio, Überraschungen stehen an der Math-Tagesordnung. Somit sollte diese neue EP nicht im Geringsten verwundern, denn nun wird es orchestral. The Hirsch Effekt taten sich mit 17 jungen klassischen Musikern aus Hannover zusammen, ließen drei alte Songs von Anthony Williams umarrangieren und packen zudem einen neuen Track obendrauf. „Gregær“ zeigt eine weitere packende Facette der wilden Grenzgänger.

Gleich vorweg: Man erkennt selbstverständlich nach wie vor, wer hier herumwerkt. „Natans“ wirkt durch dieses instrumentale Aufplustern noch verspielter und kehrt die Jazz-Vibes von The Hirsch Effekt deutlicher denn je hervor. Die zusätzliche Portion Virtuosität mutet stellenweise (rund um die Drei-Minuten-Marke) durchaus tanzbar an, während die wütende Explositivät mehr denn je wie eine höllische Abfahrt klingt. Davon kommt in „Domstol“ deutlich mehr durch, denn die beißende Aggression und geifernden Shouts gehen in diesem ungewohnten Umfeld tatsächlich noch stärker unter die Haut.

Ja, hier kommen Welten zusammen, die unerwartet gut miteinander harmonieren. „Kollaps“ hangelt sich von klassisch-jazziger Düsternis und dezent eingesetzten Nebelscheinwerfern zu einem martialischen, gigantischen Crescendo mit Sludge-Unterbau, das die Luft in Fetzen reißt. Und dann taucht noch der brandneue Titelsong „Gregær“ auf, ein typisch komplexes Werk voller Math-Prog, das betont heftig zuckt und zwischendurch sehr viel Platz für wallende, atmosphärische Gewänder lässt. Bevor dieses Maximum an Harmonie berauscht, stürzen sich die Hirsche in ein betont abgefucktes Finale, das wehmütige Erinnerungen an The Dillinger Escape Plan weckt.

Es ist eine EP geworden, auf die man immer schon gewartet hat, ohne es zu wissen: „Gregær“ zeigt The Hirsch Effekt abermals in bestechender Form, vertraut und doch komplett anders. Symphonische Zusätze pendeln zwischen klassischer Arrangierung, Soundtrack-Untertönen und infernalen Höllenritten, die Songauswahl befasst sich prima mit dem vielfältigen musikalischen Ansätzen des Trios, dazu kommt ein mehr als kurzweiliger neuer Track als Krönung. Auch auf dieser etwas neueren Spielweise brillieren The Hirsch Effekt in gewohnter Manier.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 26.03.2021
Erhältlich über: Long Branch Records (SPV)

Website: thehirscheffekt.de
Facebook: www.facebook.com/thehirscheffekt

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Category: Magazin, Reviews

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