Karg – Dornenvögel

| 12. November 2018 | 0 Comments
Karg

(c) Kristmort

Wenn er nicht gerade mit Harakiri For The Sky beschäftigt ist, widmet sich J.J. seinem Solo-Projekt Karg. Wobei, von ’solo‘ kann in diesem Fall keine Rede sein. So ließ er sich von Mitgliedern von Lunar Aurora, Downfall Of Gaia, Âmer, Ancst, Instant Karma, fut und Ellende unterstützen, um „Dornenvögel“ auf die Beine zu stellen. Diese Sammlung von kleinen und großen Dramen in alles andere als lockerer Abfolge verlangt abermals alles ab.

Einfach gibt’s bei Karg nicht: 76 Minuten Spielzeit, eine brachial-atmosphärische Mischung aus Black Metal und Post Rock, dazu emotional aufwühlende Texte servieren einen wilden wie mitreißenden Mix. Gleich das eröffnende „Drangsal“ – ganz ohne New-Wave-Revivalism – nähert sich der Zwölf-Minuten-Marke an. Ob das gut geht? Und wie, denn der zögerliche, beinahe zittrige Aufbau bekommt dem Track richtig gut. Fieses Gekeife kollidiert mit Shoegaze-Melancholie, der Song an sich nimmt erst spät Fahrt auf und lässt fortan ein wahres Wechselbad der Gefühle zu. Gleich mehrere Zäsuren, instrumentale Nachdenklichkeit und ungewohnt epische, überlebensgroße Strukturen wollen verdaut werden. Dafür braucht es ein paar Durchläufe – und dann zündest diese Monstrosität dafür so richtig.

Das ellenlange Album treibt so manche kuriose Blüte. Für die Wiederholung des Songtitels in „Meine Freiheit ist ihr Tod“ wechseln J.J. und Gast in den Dialekt – zunächst melodisch und beschwörend, dann furios und entstellt. In „Heimat bist du tiefster Winter“ zäumen Karg das Pferd von hinten auf und erinnern stellenweise im besten Sinne an die Hauptband – rasend und unwahrscheinlich faszinierend. Ob „La Tristesse Durera Toujours“ seinen kurzen Gothic-Ausflug gebraucht hat, ist fraglich – rundherum setzt es dafür frostig-eingängigen Black Metal der überaus heroischen Sorte.

Große Gesten und wütende Riffsalven begleiten das neue Karg-Album. Abermals sprengt J.J. die Grenzen des Hörbaren. Überlänge, ein Sammelsurium an Gästen und das konstante Ausschlagen in verschiedenste epische, melancholische und aggressive Gefilde zehrt an den Nerven. Ist „Dornenvögel“ also zu viel des Guten? Mitnichten, man sollte bloß etwas mehr Zeit für diese mächtige Platte mitbringen. Nach und nach löst sich Schicht für Schicht und legt ein zerrissenes wie kaputtes, letzlich aber in sich stimmiges Album der ausladenden Sorte frei. Längst befinden sich Karg auf Augenhöhe mit Harakiri For The Sky – die Zukunft der heimischen (Post-)Black-Metal-Szene ist rosiger denn je.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 16.11.2018
Erhältlich über: AOP Records (Edel)

Facebook: www.facebook.com/kargband

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Category: Local Bands, Magazin, Reviews

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