Trashcanned – Interview vom 5. Juni 2010

| 7. Juni 2010 | 0 Comments

Am 5. Juni 2010 haben wir uns mit Cisl und Tim von Trashcanned vor der Stadtwerkstatt getroffen und chillig auf den Stiegen des Ars Electronica Centers über den Sieg beim Metalchamp, das alte sowie über das neue Album und über die österreichische Musikzszene geplaudert.

Trashcanned – Lineup:

Vocals: Tim Sklenitzka
Guitars: Bernhard Schubert

Guitars: Christine „Cisl“ Schmidt
Bass: Markus „MeXx“ Chmelar
Synth: Christian Hamböck
Drums: Martin Cerny

Genre: Melodic Death Metal

Myspace: www.myspace.com/trashcanned

 

Hallo Tim und Cisl! Seitdem ihr beim Metal For Fairness im Jahr 2007 als Sieger hervorgegangen seid, hat sich doch einiges bei euch getan. Erzählt doch mal grob, wie euer Metal For Fairness-Sieg Trashcanned verändert hat, und was sich seitdem bei euch bandintern getan hat.

Tim:
Mit dem Sieg am Metal For Fairness war auch die Veröffentlichung unseres ersten Albums verbunden. Wir hatten ja schon Material gesammelt und wollten ein Album rausbringen. Auch waren wir vor dem Auftritt am Metal For Fairness bereits mit Noisehead Records im Gespräch. Der Sieg am Metal For Fairness und Deal mit Noisehead Records hat dies dann doch um einiges beschleunigt. Das Album „Redemption“ ist bei Fans und Presse recht gut angekommen. Dann kamen leider ein paar Probleme wie Proberaumsuche, Besetzungswechsel, Bandmitglieder sind übersiedelt, teilweise kreative Pausen oder Blackouts dazu, wo einfach nichts weitergehen wollte. Die letzten drei Jahre waren somit nicht einfach für die Band. Rechtzeitig zu den Aufnahmen für das neue Album „Key To The Paradox“ hat sich dann doch noch alles zum Guten gewendet.

 

Letztes Jahr verließ Schlagzeuger Gregor die Band. Martin Cerny übernahm dessen Position. Ende 2009 verließ dann auch noch Gründungsmitglied Hannes Schaufler die Band, weshalb ihr Markus Chmelar, der unter anderem bei Desiccated am Bass zockt, eingestellt habt. Wie schwierig ist es in Österreich neue Musiker für eine Metalband zu finden?

Cisl:
Meiner Meinung nach ist es sehr schwierig, Musiker für eine Metalband zu finden. Besonders Schlagzeuger sind Mangelware. Mit Martin und Markus hatten wir echt Glück. Es war für uns natürlich sehr hilfreich, dass wir viele Bands bzw. Musiker in St. Pölten und Umgebung kennen und somit auch auf Markus von Desiccated gestoßen sind.

 

Wie zufrieden seid ihr mit dem Wechsel? Haben die neuen Musiker bereits beim neuen Album mitgewirkt?

Cisl:
Mit dem Wechsel sind wir sehr zufrieden und glücklich. Das Songwriting hat sich gegen früher nun zu den zwei Gitarristen verlagert. Natürlich kommen aber auch von den anderen Leuten Inputs.

Im Jahr 2007 habt ihr ja dann auch noch das neue Album „Redemption“ bei Noisehead Records aufgenommen. Wie zufrieden seid ihr aus heutiger Sicht mit dem Album? Gibt es einen bestimmten Trashcanned-Song, der euer absoluter Favorit ist?

Tim:
Ich finde, wir haben damals genau das rübergebracht, was Trashcanned ausmachte und sein wollte. Es sind einige sehr gute Nummern auf „Redemption“ drauf. So haben wir zum Beispiel bei fast allen Gigs noch „Final Breath“, „My Own Revelation“ und „Bury The Past“ mit im Set. Mit Noisehead Records war es größtenteils eine angenehme und professionelle Zusammenarbeit.

Cisl:
Wenn auch nicht sehr aufregend (grinst). Viel ist ja nicht gerade vom Label gekommen bzw. passiert.

Tim:
Ja, es haben dann einfach beiden Seiten das Gefühl gehabt, dass es Zeit für etwas Neues ist. Somit haben wir auch einvernehmlich den Vertrag gelöst bzw. auslaufen lassen. Aber im Grunde genommen waren wir in dieser Zeit, wo wir unter Vertrag waren, zufrieden.

 

Drei Jahre hat es gedauert, bis die Fans ein neues Trashcanned-Album begrüßen durften. Am 15. Mai 2010 hat endlich „Key To The Paradox“ das Licht der Welt erblickt. Seit wann habt ihr an diesem Album gearbeitet und wie ist es euch bei den Aufnahmen im Studio ergangen?

Cisl:
Speziell was mich betrifft, hab ich das Songwriting erst im letzten halben Jahr vor der Album-Aufnahme intensiviert. Natürlich waren vorher schon einige Ideen vorhanden. Wir hatten ja schon kurz nach „Redemption“ Ideen für einen neuen Song. Dieser wurde aber in den letzten drei Jahre immer wieder überarbeitet, weshalb letztendlich ganz was anderes dabei rausgekommen ist. Sowas kann auch passieren (grinst).

Tim:
Wir hatten ja in den Hinterhof Studios zwei Aufnahmetermine für das neue Album reserviert. Einen für Dezember 2009, den zweiten dann für März und April 2010. Grob gesagt sind zwei Drittel der Songs erst im letzten dreiviertel Jahr entstanden.

Welches Konzept steckt hinter der neuen Platte. Gibt es eine Art Botschaft, welche Ihr auf die Menschheit los lassen wollt, oder ist das Songwriting für euch eher eine Nebensache?

Tim:
Es ist jetzt kein Konzeptalbum in dem Sinn. Schon deswegen nicht, da Bernhard und Cisl, unsere beiden Gitarristen, die Grundideen liefern. So gesehen wäre es schwierig, die Ideen für das Songwriting auf einen gemeinsamen Nenner zusammenlaufen zu lassen. Trotzdem gibt es vieles, was das Album verbindet – es sind ein paar Ideen und Specials dahinter. Sollen wir das eigentlich verraten?

Cisl:
Ja, gerne!

Tim:
Zum Beispiel sind das Intro und der Song „The Scars Within“ miteinander verbunden. Hat den Sinn, dass man das Album in Endlosschleife hören kann. Wir haben aber auch noch ein paar andere Kleinigkeiten versteckt. Ähm, wie war die Frage (lacht)?

Cisl:
Welche Botschaft wir transportieren wollen!?

Tim:
Die Texte sind von Song zu Song ganz unterschiedlich. Ich will den Leuten nicht irgendwas vorgeben, an was sie denken oder glauben sollen. Wir versuchen viel mehr Stimmungen oder persönliche Erlebnisse in einem Song zu verarbeiten, da kann sich dann jeder selbst ein Bild im Kopf machen.

Cisl:
Der Song, der vom neuen Album meiner Meinung nach am meisten raus sticht, ist „The Darkest Lights“. Vom musikalischen her geht‘s eher in die finnische doomig-düstere Richtung von den Akkorden her. Das ist das auch der einzige Song, den ich geschrieben hab und wo etwas Persönliches von mir dabei ist. Sonst geht das Album eher in die sphärischere, melodischere Richtung. Gegenüber von „Redemption“ sind wir jetzt sozusagen etwas von den stampfenden Riffs weggekommen. Es ist durchaus eine Weiterentwicklung und Veränderung hörbar.

Wer war diesmal für das beeindruckende Cover-Artwork zuständig?

Tim:
Das war PSYXX (www.psyxx.com), ein amerikanischer Grafiker, welcher uns mal auf Myspace angeschrieben hat, da ihm unsere Mucke sehr gefällt bzw. wir ihn sehr an Insomnium erinnern, für welche er gerade das Myspace-Layout gemacht hat. Darum hat uns das Angebot sehr gefreut und geehrt, da Insomnium eine unserer großen Vorbildbands ist. Nachdem er uns sehr vernünftige Preise angeboten hat, haben wir gesagt, wir machen das komplette Artwork über ihn. Also nicht nur was das CD-Cover  betrifft, sondern auch Shirts, Flyer und eben auch die neue Myspace-Seite.

 

Wie zufrieden seid ihr rückblickend auf eure „fette“ Releaseparty am Schlamm, ähm, Metalfest Open Air?

Tim:
(lacht) Mit den Besucherzahlen waren wir sehr zufrieden. Ich schätze es waren 300-400 Leute bei uns im Zelt, obwohl zum gleichen Zeitpunkt Eluveitie und Finntroll spielten. Mit dem Sound waren wir überhaupt nicht zufrieden – der war generell alle drei Tage im Zelt ein Horror. Die lange Live-Pause, die Kälte und dass wir einige neue Nummern gespielt hatten, hat es wahrscheinlich nicht gerade zu einem unserer besten Auftritte gemacht. Es war ja nicht unsere einzige Release-Show. Wir hatten ja noch eine im Shelters in Wien und im Freiraum St. Pölten, wo wir und die Fans dann aber zufrieden waren.

 

Von unserseits gibt es 8/10 Punkte für die wirklich starke, abwechslungsreiche Platte. Wie ihr selbst bereits angesprochen habt, kommt die Weiterentwicklung auf dem Album auch gut rüber. Wie sehen die ersten Feedbacks anderer Magazine bzw. euren Fans aus? Gibt es Bands, die euch beim neuen Album musikalisch besonders beeinflusst haben?

Tim:
Danke für das tolle Review. Es freut uns natürlich, wenn die Weiterentwicklung auch die Leute spüren und mitbekommen. Norbert Leitner, der Produzent von den Hinterhof Studios, muss an dieser Stelle dankend erwähnt werden. Ohne ihn wären die Aufnahmen nicht in dieser Qualität möglich gewesen.

Hat euch Norbert Leitner beim Songwriting beeinflusst oder eben nur Tipps bei den Aufnahmen im Studio gegeben?

Cisl:
Es ist durchaus Input von ihm gekommen. Er hat uns beim Songwriting nicht wesentlich beeinflusst. Ich würde sagen, er hat es perfektioniert.

 

Zur musikalischen Weiterentwicklung nochmal zurück. Kann man sagen, dass diese Weiterentwicklung durch privates Musik hören bzw. bestimmte Bands stattgefunden hat. Wenn ja, welche sind das?

Cisl:
Für mich sind es ganz stark die finnischen Metalbands. Ich hab mich in den letzten zwei Jahren sehr stark im skandinavischen Metal bewegt. Zum Beispiel Black Sun Aeon, Insomnium und Cipher System sind vom Sound her meine großen Vorbilder.

Tim:
Für mich sind es nach wie vor Dark Tranquility oder die alten In Flames welche mich beeinflussen. Wir sind aber auch privat starke Skandinavien-Fans und auch öfters oben.

 

Stichwort „Metalboat“?

Cisl:
(lacht) Genau, am 9. September 2010 ist es wieder soweit!

 

Welche Faktoren haben euch dazu getrieben, über Terrasound Records und nicht mehr über Noisehead Records bzw. T-Recs Music die Platte auf den Markt zu werfen?

Tim:
Im Herbst haben wir mit Noisehead Records gesprochen, doch es gab von beider Seiten kein Bestreben mehr, dass der Vertrag verlängert wird. Wir haben uns dann kurz auf die Suche begeben und sind dann auf T-Recs Music gestoßen.

Cisl:
Vor allem wegen Joachim Deutschland als prominentesten Labelkollegen (lacht).

Tim:
Wir hatten bei den Erkundigungen viel Positives gehört. Kurz nach dem positiven Start, ging der Schuss dann aber in die andere Richtung los. Es hat uns vieles in der Zusammenarbeit nicht gepasst. Derzeit wissen wir gar nicht, ob das Label überhaupt noch existiert. Wir haben Monate nichts mehr von ihnen gehört. Wir haben somit unseren Vertrag gelöst und sind anderthalb Monate vor dem Album-Release dann noch einmal kurzfristig auf Labelsuche gegangen. Wir haben mit Terrasound Records einen guten Partner gefunden. Die Zusammenarbeit ist sehr gut angelaufen und die CD mittlerweile österreichweit im Saturn- und Media-Markt-Handel zu finden. Am 15. Juli wird die Platte weltweit über Twilight Records veröffentlicht. Das ganze gibt dem ganzen eine Dimension, die wir selbst nicht zusammengebracht hätten.

 

Wie entstehen eigentlich Trashcanned-Songs? Jammt ihr einfach drauf los, oder gibt es einen bestimmten, geregelten Ablauf bzw. ein bestimmtes Ziel beim Songwriting?

Cisl:
Kommt drauf an, ob der Song von mir oder vom Bernhard kommt. Wir haben durchaus unterschiedliche Herangehensweisen. Ich hab meist eine gewisse Vorstellung im Kopf und jamme dann vor mich hin bzw. nehme dies dann mit dem Programm GarageBand auf.

Tim:
Soweit ich das für Bernhard sagen kann, zockt auf seiner Gitarre rum und sobald er ein Riff gefunden hat, nimmt er das mit in den Proberaum, wo wir dann gemeinsam weiter basteln. Ich hör mir das als MP3 oder im Proberaum an und überleg mir, was für ein Thema oder Stimmung dazu passt bzw. wie die Gesangslinie in etwa klingen könnte.

Wie könnte man die heimische Metalszene bzw. gerade Newcomer noch besser unterstützen?

Tim:
Ich find persönlich die Metalszene in Österreich nicht schlecht. Bei uns Österreichern ist es ja nichts Neues, dass man über alles jammert. In Schweden ist es nicht viel anders bzw. noch viel schwieriger als Underground-Band einen Gig zu bekommen, obwohl es ja viele als Land des Heavy Metal bezeichnen. Wo es meiner Meinung nach etwas hapert, ist, dass die österreichischen Metalbands im Ausland nicht unbedingt einen guten Ruf haben bzw. sich schwer tun, über die Grenzen hinaus bekannt zu werden. Darum tun sich vor allem heimische Bands bei der Labelsuche etc. etwas schwerer. Das können wir jedoch gemeinsam meistern, in dem weiterhin so gute Musik aus unserem Land kommt. Dann wird es hoffentlich in der Zukunft etwas leichter.

Wo trägt ihr Österreich betreffend dem Metal-Sektor letztendlich ein fettes Plus, oder Minus ins Aufgabenheft?

Tim:
Es gibt extrem viele Metalbands. Das ist einerseits ein großes Plus, andererseits auch ein Minus. Jede Band nimmt auch Fans in die Szene mit rein. Man merkt aber, dass es immer mehr Konzerte gibt, aber auch, dass internationale Bands in immer kleineren Locations spielen. Es wird teilweise wieder schwieriger einen Gig zu bekommen. Die Veranstalter haben eine große Auswahl an Bands und oft spielt diese, die auch die meisten Vorverkauf-Tickets an den Mann gebracht hat. Momentan ist es nicht einfach, dass man jetzt in Österreich ordentlich bezahlte Gigs mit ordentlicher Infrastruktur und Besucherzahl geboten bekommt. Da müssen wir halt gemeinsam durch. Ich glaube, dass sich das über kurz oder lang selbst regulieren wird.

Cisl:
Es ist jetzt nicht so, dass man generell keine Gigs bekommt. Bei Freunden oder befreundeten Bands klappt das nach wie vor. Anders sieht es aus, wenn man einen Support für eine international bekannte Band spielen will.

Tim:
Egal wo man als österreichische Band jetzt steht, es gibt eigentlich bei den großen Veranstaltern so gut wie keine Chance jemanden zu supporten. Teilweise nicht einmal mehr wegen gutem Kartenverkauf. Das wär aber eigentlich wichtig, egal wie groß man als Veranstalter ist. Wir haben glücklicherweise einen Slot beim Metalfest bekommen, wo auch lobenswerterweise viele andere österreichische Kollegen gespielt haben. Darum haben wir auch den Release-Termin auf den 15. Mai angepasst und gebetet, dass die CD bis dorthin fertig gepresst ist.

Da wir nun am Ende unseres Interviews angekommen sind, wünsche ich euch noch einen erfolgreichen Auftritt hier in der Stadtwerkstatt in Linz und viel Spaß mit Replica, Basanos, Lost Vital Spark und Relinquished. Die letzten Worte gehören euch!

Tim:
Danke an alle, die uns in den letzten sieben Jahren unterstützt haben. Ich hoffe, ihr bleibt uns weiterhin treu und kauft unser neues Album bzw. wir sehen euch auf unsere Shows! Ohne euch wär das alles nicht möglich gewesen und wir wären jetzt nicht da wo wir sind. Danke für das Interview.

 

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Category: Interviews, Local Bands, Magazin

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