Vinegar Hill – Darkness Echoes

(c) Armin Lieschnig
Ende 2022 war das Ende einer Ära bei Vinegar Hill gekommen. Bei den steirischen Melodic-Death-Veteranen blieb einzig Gitarrist, Sänger, Songwriter und Gründungsmitglied Michael Dreschnig an Bord und scharte fortan eine neue Mannschaft für das nunmehr fünfte Album um sich. Diese ’nächste Schaffensphase‘, wie es begleitend heißt, soll unter anderem kompakter und effektvoller rüberkommen. Tatsächlich konzentriert sich „Darkness Echoes“ auf das Wesentliche und öffnet sich gleichzeitig mehr denn je für epische Klänge.
Einer jener Tracks, der diese neue, verfeinerte Ausrichtung perfekt umreißt, findet sich gleich zu Beginn: Der Titelsong „Darkness Echoes“ bringt sämtliche neuen und alten Qualitäten zusammen. Thomas Kaluza growlt wie ein Besessener, die Band zieht das Tempo an und lässt doch Platz für packende Hooks, die Dreschnig mit hymnischem Klargesang versieht, feine Gitarrenspielereien inklusive. So einfach kann Melodic Death Metal sein. „I Am The Villain“ legt im direkten Anschluss noch einen drauf und gestaltet die Clear Vocals deutlich epischer. Die könnte man sich bei Borknagar ebenso vorstellen wie bei proggig angehauchten, ‚klassischen‘ Metal-Bands. Bleierne Schwere, Gift und Galle schwingen drumherum und sorgen für packende Kontraste.
Mit „Shadows Closing In“ zeigen Vinegar Hill zudem, dass sie hinsichtlich Songwriting eine großen Sprung gemacht haben. Urplötzlich explodiert der Track, stampft in bester Göteborg-Manier los, nur um im Chorus gesungenen Pathos einzubringen, der hier wie Arsch auf Eimer passt. Dreschnig bekommt seinen großen Auftritt nach der Drei-Minuten-Marke, verändert die Richtung des Songs sukzessive und stimmt erst eine Hymne an, bevor sich geifernde Growls und beißende Double-Bass-Salven einmischen. Die sympathische Düsternis von „Mouth Of Rust“ greift Ideen der letzten Albums auf und verleiht ihnen die nötige Präzision, um ebenso zuzupacken wie das kantige Finale „The Day The Sun Died“, das sich in vergleichsweise klassische Midtempo-Melodic-Death-Gefilde vorwagt.
Eben jene Vielseitigkeit ist letztlich die große Stärke dieser knapp 40 Minuten, mit denen Vinegar Hill endgültig durch die Decke gehen sollten. Tatsächlich geht die einfache wie geniale Strategie, songdienlicher und unmittelbarer zu arbeiten, vollends auf. „Darkness Echoes“ hat seine Hits, seine Nackenbrecher und seine Hymnen, stellt ein bärenstarkes neues Line-up vor und serviert Melodic Death Metal, der mit wachsender Begeisterung gegen Vorhersehbarkeit ankämpft und immer wieder aus dieser ausbricht. Gerade im epischen Bereich gehen die Steirer interessante Wege und bleiben trotzdem ihren Wurzeln treu. Die Mischung stimmt, die Präsentation stimmt – das Risiko macht sich für Vinegar Hill hörbar und verdientermaßen bezahlt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 28.03.2025
Erhältlich über: FFS Labelservice
Website: www.vinegarhill.at
Facebook: www.facebook.com/VinegarHillMusic
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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