Exist – Hijacking The Zeigeist

| 12. April 2024 | 0 Comments
Exist

(c) Chris Joao

Mit ihrem anspruchsvollen Prog- und Tech-Sound, der sich vornehmlich extremeren Metal-Gefilden widmet, rennen Exist seit jeher offene Türen ein. Während „Egoiista“ im Spätsommer 2020 auf ausladende Konzeptkunst setzte, bemüht das US-Quartett nun frischen Wind, nicht zuletzt durch den Einstieg von Gitarrist und Synthie-Experte Charles Eron. So will sich „Hijacking The Zeitgeist“ ebenfalls komplexen, technisch anspruchsvollen Extremen und dichter Atmosphäre widmen, das jedoch in deutlich kompaktere Arrangements zwängen.

Dass ein Song wie der Opener „Blue Light Infinite“ in unter vier Minuten abgefertigt wird, hätte es früher nicht gegeben. Tatsächlich ist in dieser verhältnismäßig kurzen Zeit aber alles gesagt, vom anfänglichen Sturm und Drang mit tödlicher Wucht über den vertrackten Rhythmus zwischendurch bis hin zu den eingängigen, geradezu himmlischen Melodien als kleines Sahnehäubchen. Das drückende „A Path To Nowhere“ explodiert förmlich aus den Boxen, deutet ein überdimensionales Bollwerk an und widmet sich erst einmal martialischem Groove. Die bleierne Schwere des Seins kommt gut, gerade wenn dieser immer wieder fieberhafte Vocals entfahren, nur um laufend zurück in Sci-Fi-Nackenbrecher-Parts zurückgeführt zu werden – was für ein Brett.

Im Titelsong kommen hingegen die bekannten Jazz-Metal-Klänge durch, setzen sich immer wieder ein klein wenig neben den Rhythmus und packen mit ihren kurzen, Djent-artigen Entladungen mächtig zu. Stetig wogt der Song hin und her, dreht immer wieder komplett am Rad, ruht aber zugleich gekonnt in sich selbst. Mehrere feinsinnige Zäsuren setzen auf Atmosphäre und melodische Anwandlungen, bevor die hymnische Fanfare im Schlussteil zu eskalieren droht. Sympathisch ist auch „Window To The All“, der muskelbepackte Rausschmeißer, der sich wieder und wieder auf ein imaginäres Hackbrett stürzt und klassische Prog-Ideen inmitten brachialer Extreme packt. Das sollte eigentlich nicht funktionieren.

Tut es aber, und gibt damit den Takt für dieses Album vor. Exist sind nicht plötzlich eine komplett andere Band, schaffen es dafür unheimlich gut, ihre Ideen deutlich fokussierter und präziser auszudrücken. „Hijacking The Zeitgeist“ ist logische Weiterentwicklung und neuer kleiner Höhepunkt zu gleichen Teilen, bündelt die kreativen Stärken des Quartetts mehr als gekonnt und macht dennoch keinerlei Zugeständnisse, was die extreme Abgedrehtheit ihres Sounds betrifft. Exist bleiben Tech-Prog-Meister der furiosen Härte, trumpfen durch intensivere Atmosphäre auf und schaffen es unheimlich gut, ihre Ideen in geordnete, mitreißende Bahnen zu lenken. An diesem kurzen, knackigen, technisch versierten Powerhouse müssen sie sich künftig messen lassen.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 12.04.2024
Erhältlich über: Prosthetic Records

Facebook: www.facebook.com/Exist

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Category: Magazin, Reviews

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