Zone Six – Full Metal Jacket
(c) Zone Six
Vor 26 Jahren rief Dave Schmidt das Impro-Kollektiv Zone Six ins Leben – eher zufällig, da er ein Konzertangebot seiner damaligen Band nicht annehmen konnte, doch mit anhaltendem Erfolg. Seither gilt das deutsche Trio als Top-Adresse für Acid-lastigen Rock mit Space, Psych, Kraut und Heavyness in rauen Mengen. Vergleichsweise lange Jahre nach ihrem letzten regulären Album, vom kleinen Appetithäppchen zwischendurch abgesehen, macht „Full Mental Jacket“ wieder ordentlich Lärm.
Die gesamte A-Seite gehört einem 20minüter: „Slingshot“ packt so ziemlich alles, was Zone Six ausmacht, in einen überdimensionalen XXL-Track. Ein kurzes Intro führt auf die falsche Fährte, danach breitet sich bratende Heavyness aus. Die Lead-Gitarre erfährt manch einen Wandel, duelliert sich mit den Effektgeräten, während die Rhythmusabteilung mit vollem Elan die Flucht nach vorne antritt. Was den Track erst so richtig spannend macht, ist das Spiel mit Zäsuren, das zu einem ellenlangen, verspielten, durchaus quengeligen Mittelteil führt. Beinahe unbemerkt fährt das Trio die Ellenbogen aus, befreit sich aus der plötzlichen Einengung und hebt ein letztes Mal ab – Punktlandung.
Mit jeweils ca. zehn Minuten Spielzeit sind die beiden Tracks der B-Seite selbstverständlich alles andere als radiofreundlich. Der Titelsong „Full Mental Jacket“ braucht eine ganze Weile, um aus dem Quark zu kommen, doch liegt in dieser Verzögerungstaktik ein nicht von der Hand zu weisender Reiz. Abschließend eskaliert das Geschehen mit nahezu metallischen Noiseschleifen. Das über weite Strecken ruhige, stoische „Chrono Trigger“ tut da richtig gut. Kraut und Psych nehmen das Heft vermehrt in die Hand, lassen die Brandung immer wieder beherzt zuschlagen und erheben zum Ende hin die Faust – ein ruppiger Farbtupfer, nur konsequent für dieses Album.
Die Art und Weise, wie Zone Six ihre Songs aufbauen, packt immer wieder beherzt zu, reitet das Überraschungsmomentum mit wachsender Begeisterung und bringt den Improv-Charakter auf den Punkt. Gekonnt spielt das Trio mit Erwartungen, legt ein spannendes Plus an Heavyness drauf und zäumt das spacige Acid-Ross laufend von hinten auf. In „Full Mental Jacket“ kann man sich wunderbar verlieren und entdeckt wiederholt neue packende Feinheiten mit krautigem Psych-Wahnsinn, die nicht loslassen – eine von vorne bis hinten runde Sache mit erstaunlich hohem Suchtfaktor.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 06.10.2023
Erhältlich über: Sulatron Records (Broken Silence)
Website: www.zonesix.de
Facebook: www.facebook.com/zonesixz6
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