Strange New Dawn – New Nights Of Euphoria

| 20. November 2023 | 0 Comments
Strange New Dawn

(c) Asgeir Mickelson

Geduld ist eine Tugend, die gerade in Doom-Gefilden überaus wichtig ist. Strange New Dawn wissen das nur zu gut. Erste Ideen zu dieser Formation entstanden bereits im Jahr 2000, doch sollte sie erst zwölf Jahre später zu willkommener Wirklichkeit werden. Seither veröffentlichte das Quintett um (ehemalige) Mitglieder von Green Carnation und In The Woods… zwei Alben, erlebte mehrere Besetzungswechsel und kam erst kürzlich bei Svart Records unter. Dort erhält der vielschichtige, gerne mal unorthodoxe Doom-Ansatz, der bevorzugt mit Prog und Psych flirtet, nun die perfekte Bühne: „New Nights Of Euphoria“ schlägt ein.

„Journey Within“ eröffnet nicht nur, sondern bringt das im angenehmsten Sinne eigenwillige Auftreten der Norweger auf den Punkt. Was zunächst in vergleichsweise klassische, melodische und wuchtige Doom-Bereiche vordringt, nimmt mit fortlaufender Spieldauer ein hochinteressantes Eigenleben an. Die proggigen Spitzen überraschend mit hoher Geschwindigkeit, der Mittelteil setzt auf gleich mehrere verwaschene Zäsuren, bevor es nahezu hymnisch im Abgang wird. Selbst vergleichsweise kurze Episoden, wie „Sons Of Galaxy“ nehmen derlei Wandlungsfähigkeit locker auf. Anhand eigentümlicher interstellarer Einschübe lässt sich auch das omnipräsente Science-Fiction-Faible nicht von der Hand weisen.

Im XXL-Format offenbaren Strange New Dawn sämtliche Stärken. „Fortune Bringer“ nähert sich gelegentlich einer käsigen Ballade ein, während im Hintergrund Psych- und Electro-Elemente mitmischen. Erst kurz vor Halbzeit bricht das Ding aus seinem vorhersehbaren Muster aus und dreht am Rad. So würde es wohl klingen, wären Borknagar eine Doom-Band, während die hymnischen Passagen sogar eine kleine Power-Metal-Annäherung wagen. Im abschließenden „The Passing“ kommt mehr Heavyness hinzu und strahlt mit den Melodiebögen um die Wette, von infernalem Stampfen begleitet.

Sehr gewöhnungsbedürftig und sehr gut fällt dieses dritte Album aus. Ja, man braucht viel Geduld und gute Nerven für diesen unorthodoxen Doom-Ansatz, doch lohnt sich das doppelt und dreifach. „New Nights Of Euphoria“ bricht 08/15-Präsentationen mit wachsender Begeisterung und erstaunlicher Präzision auf, während man sich durch Raum und Zeit, Psych und Prog tragen lässt. Strange New Dawn mögen seichte Hymnen ebenso wie schwermetallische Extrem-Eruptionen, begleitet von hohem Anspruch und instrumentaler Sinnsuche. Die Nähe zu den anderen Hauptbands wird immer wieder auf angenehme Weise deutlich – ein komplexes wie lohnenswertes Werk, das Doom angenehm weiterdenkt.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 24.11.2023
Erhältlich über: Svart Records (Membran)

Facebook: www.facebook.com/Strangenewdawnnorway

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Category: Magazin, Reviews

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