healthyliving – Songs Of Abundance, Psalms Of Grief
Wer braucht schon Schubladen, wenn er healthyliving hat? Das vornehmlich aus Schottland operierende Trio um spanische, deutsche und schottische Musiker*innen (u. a. mit Mitgliedern von Maud The Moth und Falloch) bringt unter anderem Sludge-, Post-, Prog- und Alternative-Elemente zusammen und kreiert damit eine herrlich eigenwillige Atmosphäre zwischen Rock und Metal, über der die einnehmende Stimme von Amaya López Carromero thront. Ihr erstes Album „Songs Of Abundance, Psalms Of Grief“ hat das Zeug zum düsteren Überraschungshit.
Was diese Stimme in Tracks wie „Galleries“ mit der menschlichen Seele macht, lässt sich kaum in angemessene Worte kleiden. Mal scheint López Carromero eine Messe zu lesen, dann wird sie zur höllischen Chanteuse des drohenden Untergangs. Um sie herum tobt intensive Reduktion, so brütend wie beklemmend. Wütende, fast schon Drone-artige Sludge-Wände entladen sich mit Gusto und finster-proggigem Wahnwitz, während der Gesang in höchste Höhen wandert. Hingegen wirkt „Bloom“ fast schon gefestigt und erdig, geht flott nach vorne und rockt mit süffigem Nachdruck – fast schon radiofreundlich, und doch von fiesen Spitzen gequält.
Bei healthyliving muss man genau hinhören, um alle Facetten zu entdecken und zu erfassen, und das lohnt sich immer. Bereits die stete Spannung im eröffnenden „Until“ kommt gut, eine überaus nervöse Fanfare mit zittrigen Untertönen, die auf instrumentaler Ebene gerne mal in metallische Gefilde eintaucht und damit „Dream Hive“ vorbereitet. Dieser flotte Nackenschlag bringt Punk und Post Metal zusammen, bis zum unvermeidlichen Zusammenbruch. Hingegen nimmt das fragile „Ghost Limbs“ in seiner gemächlichen Heavyness fast schon doomige Züge an, zerlegt sich selbst und verhallt verstörend – eine weitere Wahnsinnstat, eine weitere ganz andere Facette.
So ganz lässt sich nicht sagen, was hier eigentlich passiert, doch weiß das Geschehen mit Sicherheit zu faszinieren. Die schiere Intensität von „Songs Of Abundance, Psalms Of Grief“ geht unter die Haut. Natürlich liegt das vornehmlich an der fantastischen Stimme, aber sollte dabei die musikalische Ebene keinesfalls unter den Tisch fallen. Wechselnde Stimmungen, teils bratende Härte und die feine Klinge als Krönung sorgen für einen herrlich eigenständigen Sound, angenehm und doch so unbequem, eine wahre Tour der Force der manisch-anziehenden Art. healthyliving legen einen packenden Einstand hin, den man sich erst erarbeiten muss, der ob seiner magischen Präsentation fürstlich entlohnt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 07.04.2023
Erhältlich über: healthyliving / La Rubia Producciones
Facebook: www.facebook.com/healthylivingband
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