Mask Of Prospero – Hiraeth
Moderne metallische Klänge sind das Spezialgebiet von Mask Of Prospero. Das 2014 im griechischen Athen gegründete Quintett versteht sich auf Progressives, im weitesten Sinne zwischen Metalcore, Djent und Progressive Metal angesiedelt. Ihr zweites Album bemüht sich um einen ganzheitlich künstlerischen Ansatz, der soziale Abnabelung und Introvertiertheit in eine düstere, launische Atmosphäre transportiert. Das zieht sich auch durch das Artwork sowie den Titel: „Hiraeth“ ist ein walisischer Begriff, der ein Gefühl irgendwo zwischen Sehnsucht, Heimweh und Trauer nach einem Verlust beschreibt.
Ein Song wie „Hourglass“ zeigt eindrucksvoll, wie weit Mask Of Prospero inzwischen gekommen sind. Fünf vielschichtige, komplexe und doch eingängige Minuten breiten sich zunächst wuchtig und schroff aus, bevor vermehrt kleine und große Feinheiten Einzug in den wilden, unorthodoxen Mix finden. Bratende Aggressivität samt Groove-Einschlag in den Strophen, dazu eine düstere und zugleich erhabene Hymne im Refrain, etwas Djent in den instrumentalen Zwischenspielen und feinsinnige Neo-Prog-Kunst in der Spätphase – die Summe der einzelnen Teile macht Laune, denn vertraute Zutaten werden hier gekonnt umarrangiert.
„Lament“ punktet hingegen durch finstere Atmosphäre und hohen Gesang, der stellenweise in Richtung Kopfstimme geht. Mask Of Prospero stellen ihren Ansatz mal eben komplett auf den Kopf, wobei gerade die reduzierten Passagen mit seltenen, von Schmerz geplagten Schreien gut kommen. Im Hauptteil treffen Muse auf eine Art Core-Halb-Ballade, was erstaunlich gut funktioniert. Das anschließende „Kyma“ wagt sich weiter in solch balladeske Gefilde vor, Drumcomputer und Beklemmung inklusive. Natürlich fällt das aus dem Rahmen, macht in Betrachtung des Gesamtwerks aber ebenso Laune wie der derbe, grobschlächtige Auftakt „Divided“, dessen fragiles Melodiegefühl über Umwege herausgearbeitet wird.
Tatsächlich machen Mask Of Prospero hier nochmals einen gewaltigen Sprung nach vorne, was man nur (verdient) abfeiern kann. Die stärker ausgeprägten Prog-Ansätze erinnern schon mal im besten Sinne an Leprous, rundherum schimmern jüngere Bury Tomorrow durch, begleitet von komplexer wie durchgeknallter Härte. „Hiraeth“ reißt letzte Grenzen ein und wagt im besten Sinne mehr. Packende Atmosphäre, gelungene Experimente und bekömmliches Feingefühl – da braut sich ordentlich etwas zusammen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 27.01.2022
Erhältlich über: ViciSolum Productions / Sound Pollution (Rough Trade)
Facebook: www.facebook.com/maskofprosperoofficial
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