Ænigmatum – Deconsecrate

| 11. August 2021 | 0 Comments
Ænigmatum

(c) Devin Tolman

Brachiale Düstergewalt als präzise, komplexe Zeitreise mit Bauchgefühl: Ænigmatum sind die Meister des explosiven Chaos. Tief in der etwas anderen Göteborger Schule verwurzelt, die Mitte der 90er furiose Sprints, düsterne Schwere und reduzierte Melodik hervorbrachte, gilt das Quartett aus Portland, Oregon als Death-Metal-Geheimtipp. Nach einem ersten Album griff 20 Buck Spin zu und veröffentlicht nun das bleierne, wohlig hässliche „Deconsecrate“.

Erst fällt ein Schlagzeug eine ellenlange Treppe hinab, dann explodiert ein Pulverfass: So oder so ähnlich lässt sich der Auftakt von „Forget From Bedlam“ beschreiben. Wütendes Chaos wird zum erwarteten Begleiter, tiefschwarze Melodien lockern das Geschehen zwischenzeitlich auf. Ænigmatum bemüht sich um Volumen – mit Ausnahme eines Zwischenspiels ist kein Track kürzer als fünf Minuten – und sorgen zugleich für den nötigen dynamischen Rahmen. Eine stete Hochschaubahn (selbst-)zerstörerischer Gefühle zerlegt Erwartungen mit Hackbeil und Skalpell, unnachgiebige Blast-Attacken wechseln sich mit gemächlicheren Zäsuren und dem feinsten Hauch von Harmonie ab.

In diesen Gefilden bewegt sich auch der Rest der Platte, der stets ein gewisses ominöses Gefühl innewohnt. „Despot Of Amorphic Dominions“ breitet dieses von der ersten Sekunde an aus mit einer kräftigen Portion Dark Metal und explosiven Brutalo-Attacken zwischendurch. Aus einer anfangs reservierten Idee wird ein Labyrinth des Wahnsinns mit unzähligen Wendungen, Irrwegen und überraschenden, gekonnt konfusen Auflösungen, die sogar zwischenzeitlich an Black-Metal-Gefilden andocken. Purer Wahnsinn ist Trumpf.

Letztlich ist „Deconsecrate“ eine im besten Sinne unbequeme, rasend hässliche Platte geworden, wenn man so will. Die latente Hässlichkeit des Seins erfährt einen konsequenten Ausbau voller Unnachgiebigkeit und Überraschungsmomente. Wenn aus dem schönsten Hackbrett urplötzlich bleierne Melodien ausbrechen, selbst für ein paar Sekunden, dann ist alles eitel, alles gut, alles verhalten wunderbar. Ænigmatum zelebrieren Aggression mit durchgeknallter Präzision, die einfach nicht langweilen kann.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 13.08.2021
Erhältlich über: 20 Buck Spin (Soulfood Music)

Facebook: www.facebook.com/people/%C3%86NIGMATUM/100063560651573

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Category: Magazin, Reviews

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