Ophidian I – Desolate

| 13. Juli 2021 | 0 Comments
Ophidian I

(c) Eva Alexandra

Die Mission von Ophidian I ist so simpel wie ambitioniert: Sie wollen die Spitze im Tech-Death-Bereich erreichen. Bis dahin ist es ein weiter Weg für die fünf Isländer, die man unter anderem von Helfró, Beneath, Un Misère und Atrum kennen könnte. Und so bemüht man sich schlicht und ergreifend um mitreißende Effektivität, um rasend schnelle Tracks, um ein hohes technisches Level, aber auch um clevere Arrangements, die trotz allem hängen bleiben. „Desolate“ hat einiges vor und macht seine Sache erstaunlich gut.

Erstaunlich deswegen, weil die recht überambitionierten Pläne weitestgehend verdammt stark umgesetzt werden. „Storm Aglow“ zählt unbestritten zu den großen Leckerbissen dieser Platte. Ophidian I stürzen sich mit diesem Track beinahe in media res, treiben die Schlagzahl in die Höhe und verbinden eindrucksvolle Spielkunst mit erstaunlich packender Atmosphäre. Gerade die guttural vorgetragenen Strophen lassen Platz für herrlich schwerfällige, mitreißende Klangflächen. Rundherum regiert kontrolliertes Chaos mit geschickt verschärftem Tempo, unterhaltsamen Variationen und einer Rhythmusabteilung mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks.

Abgedrehtheit für Fortgeschrittene: „Enslaved In A Desolate Swarm“ lässt die Lead-Gitarre immer wieder nach vorne schnellen für gelegentlich rasend schnelle, dann wieder feinsinnige Soli. Die Vocals wirken zuweilen wie ein zusätzliches Instrument, es geht um den chaotischen Showcase. Ein solcher ist bereits das eröffnende „Diamonds“, immer vertrackter werdend und doch richtig schön kurzweilig. „Jupiter“ deutet gelegentliches Abschweifen zu Brutal- und Groove-Klängen an, erhöht die Schlagzahl noch weiter und verpackt wütende, an Deathcore andockende Gewalt in sympathische Portionen.

Eben jene ununterbrochene Abgedrehtheit macht „Desolate“ so spannend. Es gibt wohl keinen Zweifel daran, dass Ophidian I technisch einiges draufhaben und ihre Instrumente in affenartiger Geschwindigkeit bedienen können. Tatsächlich verstehen die Isländer ebenso die Kunst eines guten, mitreißenden Songs. Jede der zehn Episoden ist für sich kurzweilig und unterhaltsam, raubt sämtliche Sinne und brennt sich zugleich auf schwer in Worte zu kleidende Weise ein. Der kompakte Wahnsinn des Quintetts trifft auf melodisch-progressive Spitzen der berauschenden Art. Ob es bereits zur Genre-Speerspitze reicht, sei dahingestellt, der Weg für Ophidian I ist mit einem starken Einstand allerdings vorgezeichnet.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 16.07.2021
Erhältlich über: Season of Mist (Soulfood Music)

Facebook: www.facebook.com/OphidianI

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Category: Magazin, Reviews

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