Space Chaser – Give Us Life

| 12. Juli 2021 | 0 Comments
Space Chaser

(c) Joe Dilworth

Bei Space Chaser dauerte es zuletzt etwas, sieht man vom einen oder anderen Split-Release ab. Nachdem ein wenig Zeit vergangen war, spürten die Berliner etwas Druck, einen neuen Thrash-Leckerbissen nachzulegen, und klopften sogar ein komplettes Album in die Tonne, das nicht den Vorstellungen entsprach. Davon blieben nur ein paar Riffs, und die Band öffnete sich musikalisch. Auf „Give Us Life“ halten zudem Death-, Hardcore- und Punk-Elemente Einzug, selbstverständlich mit den bestens vertrauten Sci-Fi-Lyrics kombiniert.

Die schiere Urgewalt von „Remnants Of Technology“ eröffnet das Album mit Stil. Tatsächlich deutet gerade die Rhythmusabteilung mehr Wucht an, schielt sogar kurzzeitig in Richtung Blast, während Siegfried Rudzynski in unnachahmlicher Weise den Chef im Ring gibt. Das Storytelling von Bruce Dickinson trifft auf einen Bay-Area-Derwisch mit Mille-Faible – was eine großartige Stimme. Mehrere kleine Explosionen und meisterliche Attacken geben sich die Klinke in die Hand. Zwischendurch packt „A.O.A.“ die Würze in die Kürze und bemüht sich um etwas Verschränkung mit Hardcore, ohne dabei den eigenen Sound zu verleugnen.

Davon gibt es im abschließenden „Dark Descent“ mehr. Das unvermeidbare Epos wächst mit eindrucksvollem Reichtum an Spuren, präziser Gitarrenarbeit und dramaturgisch überwältigenden Momenten über sich hinaus. Gerade der Solopart nach etwa viereinhalb Minuten ist großes Kino. Ähnlich packend, wenngleich auf ganz andere Weise, gibt sich „Cryoshock“. Das abgehackte Spiel und die Gang Shouts spielen mit Hardcore- und Crossover-Konzepten, der brachiale Mittelteil ist hingegen Thrash in Reinkultur. Und auch „Signals“ als Midtempo-Wellenbrecher nimmt keine Gefangenen.

Und so klingen Space Chaser weiterhin wie Space Chaser, ohne auch nur für eine Sekunde auf der sprichwörtlichen Stelle zu treten. Frische Wucht, brachiale Dreckschleudern und Crossover-Coolness werden geschickt eingebunden. Nichts davon ist zu viel oder geht auf die Nerven, sondern schafft lediglich etwas Auflockerung, während rundherum gewohnter Thrash-Wahnsinn regiert. In Verbindung mit gelegentlichen epischen Bestrebungen und einem gestreckten Mittelfinger in Richtung Erwartungen, geschweige denn Puristen, packen Space Chaser einen weiteren Charmebolzen der widerborstigen Art aus.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 16.07.2021
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)

Facebook: www.facebook.com/SpaceChaserBand

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Category: Magazin, Reviews

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