Pray For Sound – Waves

| 8. November 2019 | 0 Comments
Pray For Sound

(c) dunk!records

Nach dem experimentellen „Waiting Room“ wollten Pray For Sound wieder zurück zum klassischen Storytelling-Post-Rock ihrer vorangegangenen Alben. Eine schwere Rückenverletzung setzte Nick Stewart beinahe außer Gefecht, das Songwriting machte die Schmerzen halbwegs erträglich. So entschloss sich das Quartett aus Boston, eine Platte zu schreiben, welche die Höhen und Tiefen dieser Phase reflektierte. „Waves“ setzt auf neue Innovationen und so manche Überraschung, ohne dabei die Wurzeln zu vernachlässigen.

Analoge Synthis, dezent poppige Untertöne und Klänge, die man von deutlich radiofreundlicheren Bands wie The 1975 oder The Naked And Famous kennt, halten nun Einzug. Und doch klingen Pray For Sound wie Pray For Sound, wie der Titelsong „Waves“ auf eindrucksvolle Weise illustriert. Die synthetischen Untertöne harmonieren perfekt mit durchaus fröhlicher Melodik und Uptempo-Drums. Tatsächlich handelt es sich hierbei um einen – für Genre-Verhältnisse – Gute-Laune-Song, der mitreißt und Energie spendet. Der virtuose Opener „All The Days“ überholt sich hingegen zeitweise selbst. Wilde Drums, gelegentliche Beat-Konstrukte und geschickt mäanderende Gitarren- sowie Bassläufe bemühen sich um die eingangs erwähnten Höhen und Tiefen.

Storytelling ist die große Kunst des US-Quartetts, und das abschließende „Ezra“ bringt dieses Geschick auf den Punkt. Klassischer Post-Rock-Aufbau trifft auf dezentes Blubbern, die Eruptionen sind kurz, aber intensiv. Es brodelt unter der Oberfläche, bevor die Gitarren schließlich singen. „Spiral“ spielt hingegen mit den Erwartungen und steuert immer wieder auf den großen, den alles umarmenden Moment hin. Wenn er schließlich kommt, packen Pray For Sound recht schroffe Sounds aus, bevor analoges Geblubber gen Outro trägt und im besten Sinne verwirrt.

Erwartungshaltung? Überbewertet! Pray For Sound spannen natürlich gewohnte, bewährte Klangbögen, brechen aber ebenso wiederholt aus gängigen Mustern aus. Geschickt spielt „Waves“ mit den Gefühlen. Eine gewisse Fröhlichkeit taucht immer wieder auf, gekonnt durch schroffe Exkurse und unerwartete Eruptionen ins Gegenteil verkehrt. So ist das Leben, so sind die Aufs und Abs, mit denen sich Nick Stewart abgeben musste. Die US-Amerikaner kehren den zuletzt experimentelleren Ausflügen den Rücken, versuchen aber dennoch etwas Neues. Dieser erweiterte, stellenweise unerwartete poppige Post-Rock-Ansatz hat unerwarteten Charme.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 08.11.2019
Erhältlich über: dunk!records

Website: prayforsound.com
Facebook: www.facebook.com/prayforsound

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Category: Magazin, Reviews

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