The Chant – A Healing Place

| 16. August 2012 | 0 Comments

The Chant

Als eine Art Missing Link zwischen der melancholisch-düsteren, nordamerikanischen Alternative Rock-Szenerie um Breaking Benjamin und A Perfect Circle, und europäischer Finsternis (Paradise Lost, Katatonia, Anathema) verstehen sich die Finnen The Chant. Zwar gibt es das Septett in dieser Form bereits seit 1999, doch nach zahlreichen Demos und einem gesunden Maß an Entwicklungsarbeit erschien ihr Debütalbum „Ghostlines“ erst 2008, zwei Jahre später von „This Is The World We Know“ gefolgt. Den Zwei-Jahres-Rhythmus versucht man nun offensichtlich beizubehalten, denn der Drittling „A Healing Place“, die erste Lifeforce-Veröffentlichung der Finnen, steht nun in den Startlöchern.

Mit gleich drei Gitarristen (die obendrein alle Backings singen) und einer eigenen Keyboarderin steht Atmosphäre bei The Chant an erster Stelle. So wird das Album in Form von „Outlines“ besonders ruhig und nachdenklich eröffnet, erst nach gut zwei Minuten folgt ein kleinerer Ausbruch. Ilpo Paasela, der gelegentlich an Maynard James Keenan erinnert, kann sich frei entfalten und sogar in den etwas härteren, immer noch relativ rockigen Passagen ruhig, entspannt, nachdenklich singen. Welchen Mehrwert hingegen das Saxophon-Solo hat, wird nicht klar. Funktioniert bei Ihsahn, findet bei den Finnen jedoch keinen anständigen Platz, lenkt sogar ein wenig ab. Erst zum Ende hin, wenn Paasela kurz growlt und die Intensität zunimmt, funktioniert die düstere Hochzeit von Goth und Jazz.

In ähnlicher Gangart werden die übrigen Songs gemeistert mit allen Höhen und Tiefen. „Spectral Light“ kommt trotz attraktiver Melodien nicht so recht in die Gänge und bekommt obendrein ein zwei Minuten langes Interlude hinten dran geheftet, um das deutlich intensivere, reizvollere „Riverbed“ entsprechend einzuleiten. Einzig „Ocean Speaks“ schraubt den Härte- und Geschwindigkeitsgrad ein wenig nach oben, erinnert zeitweise an Paradise Lost und Type O Negative. Ebenfalls nicht zu verachten: Der schwerfällige Rausschmeißer „Regret“, der mit einer bissigen, packenden Melodie punkten kann. Hier sägen die drei Gitarren endlich im Einklang, wirken unheimlich dicht und sorgen für einen versöhnlichen Abschluss.

Dennoch wird man stellenweise das Gefühl nicht los, als ob zu viele Köche den Brei verderben würden. Wirklich schlecht ist nichts auf „A Healing Place“, wohl aber zäh in manchen Passagen. Ein „My Kin“ kommt nicht so recht auf den Punkt, auch verlieren sich die Finnen gelegentlich in ihrer eigenen melancholischen Sauna. Über weite Strecken treffen die Gitarrenwände jedoch ins Schwarze, geht Paaselas Gesang unter die Haut, wabert der Melodieteppich gar zauberhaft. Was The Chant fehlt, ist ein konzentriertes Album auf den Punkt. Interessante Momente gibt es auf „A Healing Place“ reichlich, man muss allerdings das eine oder andere Mal zu genau danach suchen. Für ein potentielles Mörderalbum mangelt es einzig an Fokus.

Wertung: 7/10

Erhältlich ab: 17.08.2012
Erhätlich über: Lifeforce Records (Soulfood Music)

Website: www.thechant.net
Facebook: www.facebook.com/thechant

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Category: Magazin, Reviews

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