Antlered Man – Giftes Parts 1 And 2

| 1. März 2012 | 0 Comments

Antlered Man

Alle heiligen Zeiten wird eine Platte an Land geschwemmt, die sich gleichermaßen konsequent jeglicher Kategorisierung verschließt und dabei die Bedeutung des Begriffs ‚Brillanz‘ neu definiert. Antlered Man hießen bis 2009 Metro Riots, bevor sie unter ihrem neuen Namen diverse, deutlich düstere Singles in Eigenregie veröffentlichten, die nun auf ein Album gebannt wurden. Für „Giftes Parts 1 And 2“ gründeten die Briten eigens das Label Goo Grrrl Records, hierzulande durch Noisolution würdig vertreten. The rest, as they say, is noise.

Zehn rohe Fleischstücke werfen Antlered Man in die Manege, nur um sich selbst darauf zu stürzen und in sämtliche musikalischen Himmelsrichtungen zu zerren. Man nehme das vorab als Gratis-Download veröffentlichte „Platoono Of Uno“: Beginnt düster, beinahe gespenstisch und erinnert an Mike Patton’schen Wahnsinn, bevor schroffe Riff- und Break-Attacken den kontrollierten Wahnsinn von System Of A Down auf die ruhigeren Groove-Ausreißer aus dem Dillinger Escape Plan-Lager treffen lassen. Ein nachdenkliches Break später packen die Briten den Punk aus und lassen Damo Ezekiel-Holmes wie Jello Biafra durch undurchsichtige Alternative Metal-Gewässer waten, nur um das irre Prozedere ein weiteres Mal zu wiederholen. Zwischendurch vernimmt man sarkastisches Lachen – ein Kommentar zur Hörerschaft, die verzweifelt sämtliche gängigen Schubladen durchwühlt?

Magisch ist „Giftes Parts 1 And 2“ gerade deswegen, weil sich dieser charmant kranke Irrsinn durch alle zehn Songs zieht und man zuweilen nicht weiß, ob Antlered Man selbst wissen, was sie da gerade spielen. Im Opener „Outrages 1 Ta 3“ bewegen sie sich dezent gen Queens Of The Stone Age, im kranken Intro von „If You Can’t Beat Them, Try Solvents“ tauchen Liars auf, nur um in „Schizo Tennis“ zu beweisen, dass auch ruhige Töne hervorragend funktionieren. Klingt nach Post-Grunge meets Odd-Pop. Zwischendurch wildert „Surrounded By White Men“ in Math-Untiefen, bevor „Misruly Roo“ klassische Stoner-Riffs neben Schweinerock, melancholische Klangteppiche und ein falsches „Overkill“-Ende reiht; nebst gefühlten drölfzig weiteren Tempowechseln und prominenten Zitaten.

Selbst die etwas schroffe, Tiefton-lastige Produktion stört kaum – ein gewisser Fokus auf ein verfeinertes Klangbild würde für noch mehr Wumms sorgen – denn „Giftes Parts 1 And 2“ ist, um ein wenig Pathos auszupacken, eine Offenbarung. Aus dem Nirgendwo tauchen vier Briten auf, kotzen sich auf Albumlänge aus und liefern dabei in einem Song mehr Ideen als andere Bands in ihrer gesamten Karriere. Der Clou dabei: Jede Idee ist auf ihre Art und Weise genial, Sackgassen werden klug umschifft, Überraschungen gibt es auch nach dem x-ten Durchlauf noch. Einfach machen es Antlered Man weder sich noch ihrem Publikum. Man muss sich für ihr Debütalbum ein wenig Zeit nehmen, was sich ohne Zweifel lohnt. Möglicherweise hat man hiermit die eigenständigste und aufregendste Platte 2012 bereits gefunden.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 02.03.2012
Erhätlich über: Noisolution (Indigo)

Website: www.antleredman.co.uk
Facebook: www.facebook.com/antleredman

In Zusammenarbeit mit beatblogger.de

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Category: Magazin, Reviews

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