Car Bomb – Tiles Whisper Dreams

| 28. Juli 2025 | 0 Comments
Car Bomb

(c) Car Bomb

25 Jahre Car Bomb, das ist ein Grund zum Feiern. Das Quartett aus Long Island im Bundesstaat New York hat auch nach einem Vierteljahrhundert hörbar wenig Bock darauf, seinen komplexen, polyrhythmischen Sound zu vereinfachen oder gar zu verlangsamen. Irgendwo zwischen Mathcore, Groove, Avantgarde, Prog, Tech und Jazz – Vergleiche mit Meshuggah, The Dillinger Escape Plan und sogar den mehrfachen Tour- und Studio-Partnern Gojira begleiten die US-Band seit Jahren – breitet sich auch ihr neuester Streich aus. Die 3-Track-EP „Tiles Whisper Dreams“ ist das kleine, aber mehr als feine Geburtstagsgeschenk.

Dass die vier Veteranen rein gar nichts an ihrem komplexen, vertrackten und zugleich hochgradig faszinierenden Wahnsinn eingebüßt haben, stellt bereits das eröffnende „Blindsides“ unter Beweis. Fünf höllische Minuten fahren mit widersprüchlich anmutenden, dennoch so klaren Tech-Death-Ansagen und Math-Rhythmik aus den Boxen. Wütende Screams und Shouts, groovende Wände und urplötzliche Eruptionen lassen sämtliche Sinne am Stand durchdrehen. Natürlich gibt es keine greifbare Melodie, bestenfalls eine Beinahe-Hook, die jedoch von unfassbar wütenden Double-Bass-Salven und an einen startenden Motor erinnernden Klängen binnen kürzester Zeit nach allen Regeln der Kunst zerlegt wird. Der harmoniebedürftige Abgang ist an Sarkasmus kaum zu überbieten.

Weitaus kürzer, aber gewiss nicht weniger heftig präsentiert sich „Paroxysm“, das gefühlt konstant am Limit operiert, sich zwischenzeitlich selbst überschlägt und mit seinen derben Extremen doch offene Türen einrennt. Speziell das nahezu konstant wechselnde Tempo und die abgedrehnte Rhythmusabteilung, die stellenweise sogar mit Deathgrind spielt, wissen zu unterhalten. Im finalen Titelsong „Tiles Whisper Dreams“ bemühen Car Bomb hingegen mehr Groove und Schwere, natürlich ähnlich überspitzt und abgefuckt dargeboten. Mit dem verschleppten Tempo, das sich gefühlt alle paar Sekunden verändert, häutet sich diese Monstrosität andauernd, bis zum urplötzlichen Ende.

Zwar haben Car Bomb ihrem Sound relativ wenig Neues hinzuzufügen, doch geht das absolut in Ordnung. Schließlich stecken in diesen zwölf Minuten doch wesentlich mehr Ideen als bei anderen Bands im Verlauf ihrer kompletten Karriere. „Tiles Whisper Dreams“ entpuppt sich als echter Fiebertraum, unwirklich und doch so unbequem, stets dem kompletten Kollaps, dem Entgleisen jeglicher Gesichtszüge nah. Und doch hält das Quartett Kurs, wie auch schon das letzte Vierteljahrhundert. Herausgekommen ist Service am Fan mit frischen Impulsen und technischem Anspruch höchster Güteklasse – ein Fest für Math-, Tech- und Extreme-Prog-Freunde.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 01.08.2025
Erhältlich über: Solid Grey

Website: www.carbombcult.com
Facebook: www.facebook.com/CarBomb

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Category: Magazin, Reviews

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