Hail The Sun – cut. turn. fade. back.

| 22. Oktober 2025 | 0 Comments
Hail The Sun

(c) Alex Bemis

Aktuell befinden sich Hail The Sun in bestechender Form. Ihr Post-Hardcore-Ansatz wirft ein starkes Album nach dem anderen ab, zudem schafft es das kalifornische Quintett – wie aktuell nur wenige Bands – greifbare Emotionen, imposante Härte und Lyrics mit Mehrwert zusammenzuführen. Für ihr nunmehr siebtes Studioalbum sollen gleich zwei konträr anmutende Ideen zusammenkommen. Einerseits wollten sie zurück zu ihren Wurzeln kehren und gemeinsam als Band in einem Zimmer aufnehmen, ja sogar live jammen, während man sich andererseits mit Beach Noise ein Producer-Team ins Studio holte, das man eher aus der HipHop-Welt kennt (sie waren u. a. Teil von Kendrick Lamars 2022er Album „Mr. Morale & The Big Steppers“). Und doch geht dieser mutige Schritt weitestgehend auf, siehe und höre „cut. turn. fade. back.“.

Die schiere Wucht des Openers „The Drooling Class“ verbindet frischen Wind, unorthodoxe Präsentation und spontane Energie. Hail The Sun klingen wie eine Einheit, fahren mit drastischer Härte durchs Dickicht und ziehen monumentale Wände hoch, während Donovan Meleros Stimme vertraute Höhen erreicht und über diesem steten Wechselbad aus brachialer Härte (giftige Screams inklusive) und feiner Klinge kreist. Zur Entspannung wird „Relapse Is A Love Affair“ gereicht, das tatsächlich über weite Strecken sanft bis balladesk klingt, nur um nach und nach anzuschwellen, an Intensität zu gewinnen und sich im Schlussakt selbst abzuschießen – eine bekömmliche Tour de Force mit knackiger, zugleich kurzweiliger Auflösung.

„Insensitive Tempo“ sucht hingegen eine Art Mittelweg, bemüht die feine poppige Klinge und begibt sich immer wieder in geradezu schwelgerische, feinfühlige Gefilde. Konstant arbeitet das Quintett auf den großen, hymnischen Moment hin, der mit sympathischer proggiger Alternative-Note einmal mehr an Coheed And Cambria erinnert. Der mächtige Schlussakt mit seinen reichhaltigen Texturen geht ebenso unter die Haut. Im abschließenden „War Crimes“ dominiert hingegen das Chaos. Wieder und wieder brechen frontale Math-Attacken aus dem Arrangement, wird das Tempo fast unmerklich verschärft und bis weit über den Siedepunkt hinaus erhitzt. Diese kleinen, packenden Explosionen kommen unfassbar gut und passt perfekt zu den etwas ruhigeren, verspielten Passagen ringsum, tanzbare Drums inklusive.

Tatsächlich ist die Produktion die einzige kleinere Schwachstelle an dieser Platte. Sie schafft zwar einerseits spannendes Volumen, lässt aber gerade in den härteren Passagen den nötigen Dreck vermissen – perfekt für poppig-proggige Ausritte, ringsum etwas zu luftig. Dennoch kann das „cut. turn. fade. back.“ relativ wenig anhaben, weil die Musik einfach zu gut ist. Hail The Sun wissen mittlerweile ganz genau, wie der sprichwörtliche Hase läuft, langen ordentlich und mit wachsender Begeisterung zu, während die feinsinnigen, eingängigen Passagen ringsum ihr Ziel niemals verfehlen. Wieder etwas spontaner, drastischer und dabei so clever wie immer – mehr braucht es nicht zum etatmäßigen Glück.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 24.10.2025
Erhältlich über: Rude Records / Equal Vision Records

Facebook: www.facebook.com/hailthesun

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Category: Magazin, Reviews

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