Between The Buried And Me – The Blue Nowhere

(c) Randy Edwards
Seit über zwei Jahrzehnte strapazieren Between The Buried And Me die Grenzen des Prog-Genres mit wachsender Begeisterung. Lange Zeit durch technische Extreme, Core-Wahnsinn und im besten Sinne undurchsichtige Urgewalt definiert, wandte sich die US-Band zuletzt immer wieder klassischeren Neo-Prog-Gefilden zu. Ihr elftes Studioalbum „The Blue Nowhere“ konzentriert sich nun überwiegend darauf – erstmals bei InsideOutMusic und zum ersten Mal überhaupt als Quartett nach dem unrühmlichen Abgang von Rhythmus-Gitarrist Dustie Waring, der sich aktuell im Rechtsstreit mit der Band befindet.
Und dieser Mini-Neustart beginnt … funky? Erstmals hat man eine komplette Streicher- und Bläserfraktion am Start, die bereits im Opener „Things We Tell Ourselves In The Dark“ mitmischt. Sieht man von vereinzelten Screams ab, die eine Verbindung zu früheren Alben schaffen, geht es hier erstaunlich tanzbar vor sich, verspielt und verschmitzt. Der Quasi-Refrain weist hingegen sogar Stadiontauglichkeit auf, bevor sich Between The Buried And Me in allerlei Prog-Extreme stürzen und den Track durch kleine Feinheiten entfremden. Der Titelsong „The Blue Nowhere“ klingt zeitweise richtig cheesy, spielt mit 80s-Melodien und abgedrehten Gitarren-Fanfaren, bevor zum Schluss hin der vertraute Wahnsinn übernimmt – ein unerwarteter, wenngleich durchaus spannender Exkurs.
Tatsächlich herrscht über weite Teile des Albums echte Hochspannung, wenn beispielsweise „Psychomanteum“ mit der Tür ins Haus fällt und an frühe Prog-Death-Großtaten erinnert. Je länger der Song wird, desto melodischer fällt er aus, ohne jedoch die brodelnde Aggression komplett abzuschütteln. Das rasende „Absent Thereafter“ überfordert mit Funk, Jazz, Math und Co., all das innerhalb der ersten Minute. Überlebensgroße Gesangsmelodien, pulsierende Bassläufe und fieberhafte Trompeter zerren das Ding währenddessen in sämtliche Richtungen. Das ist tatsächlich „Beautifully Human“, wie auch dieses Finale mit bewegendem Prog Rock schon mal an Dream Theater erinnern kann, Happy End inklusive.
Die neuen Songs leben laut Band in einer Welt, die nicht von einer Handlung, sondern von Gefühlen beeinflusst und getragen wird. Deswegen wirkt das Ergebnis keinesfalls zusammenhanglos, wohl aber etwas breiter gefasst, weniger homogen. Between The Buried And Me lancieren eine kleine Zeitreise durch ihr bisheriges Schaffen, bleiben jedoch mehr denn je im klassischeren Prog-Umfeld hängen, mit Neo-Ideen und Stadion-Ausritten versehen. „The Blue Nowhere“ treibt sich tatsächlich überall und nirgendwo herum, begeistert mit einer Fülle an Ideen, überfordert mit seiner etatmäßigen Überlänge und lässt das Quartett mutig zu neuen Ufern aufbrechen. Und diese lassen ihre Zukunft noch rosiger erscheinen, gerade nach dieser nicht immer einfachen und doch von vorne bis hinten verdammt eindrucksvollen Platte.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 12.09.2025
Erhältlich über: InsideOutMusic (Sony Music)
Website: www.betweentheburiedandme.com
Facebook: www.facebook.com/BTBAMofficial


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