Piece – Rambler’s Axe

| 31. August 2025 | 0 Comments
Piece

(c) Kandiziora

Existenzerschütternde Schwere als musikalisches Markenzeichen: Wo Piece aufschlagen, wächst kein Gras mehr. Zumindest musikalisch schätzt das Berliner Trio die Hässlichkeit des Seins, rund um Sludge und Doom Metal aufgezogen, mit Bands wie High On Fire, Crowbar und Eyehategod als knackige, rifflastige und zermürbende Referenzen. Von mächtiger Live-Präsenz gestärkt, landet nach diversen Splits und Kleinformaten mit „Rambler’s Axe“ nun das zweite Album der Band aus der deutschen Hauptstadt.

Der Donnerhall von „Demigod“ legt nach einem kurzen Intro standesgemäß los und bringt mit seinem räudigen, drückenden Sound die Mission des Trios sogleich auf den Punkt. Es geht um pure, ungefilterte Intensität, garniert mit beklemmenden Vocal-Samples und einer donnernden Rhythmusabteilung, die das Gebälk erzittern lässt. Ähnlich wütend sind die dazugehörigen Vocals, roh und giftig, tief ins Arrangement eingebettet, stellenweise wie ein zusätzliches Instrument aufgezogen. Je länger der Track dauert, desto süffiger und unwirklicher fällt er aus, bringt vermeintliche Gegensätze überspitzt zusammen und lässt ein verspieltes Solo aus dem Nirgendwo aufbranden.

Piece lassen sich von ihren Songs treiben, was verdammt gut klappt. In „Rambler’s Axe“ bäumt sich das Monstrum erst nach etwas Anlauf auf, spielt mit etwas Death’n’Roll im Unterbau und lässt kantige Wut durchschimmern. Für Sludge-Verhältnisse gestaltet sich das durchaus flott, freilich im besten Sinne. Auch „Bastard Sword“ setzt die Schlagzahl erst einmal bewusst hoch an, nur um gefühlt immer langsamer und schwerfälliger zu werden. Die schiere Intensität dieses Sludge-Doom-Meisterstücks lässt nicht los. Das gilt ebenso für „Serpentfolk Tyel“, das wütende, infernale Growls mit finsteren Melodieansätzen verbindet, zwischenzeitlich sogar komplett abzutauchen scheint und im Abgang maximal verstört.

Souverän ziehen Piece ihren Stiefel durch und zelebrieren ihre sympathische wie zermürbende Überforderung ein weiteres Mal. In diesen knapp 42 Minuten idealer Vinyl-Länge steckt Doom und Sludge auf höchstem Niveau, mit ungewohnt hoher Geschwindigkeit und räudiger Präsentation kombiniert. „Rambler’s Axe“ kennt aber auch die etatmäßige, feinsinnige Melodik, die mit süffigen Riffs und feinsten, fast unscheinbaren Hooks beherzt zulangt. Das ergibt ein Album voller Gegensätze, abstoßend und einladend zugleich, das auf magische Weise überfordert und nach mehr verlangt, nach so viel mehr. Piece gehen ihren Weg großartig weiter und haben das Zeug dazu, mit den eingangs erwähnten Meistern ihres Fachs mitzuhalten.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 05.09.2025
Erhältlich über: This Charming Man Records

Facebook: www.facebook.com/pieceismetal

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Category: Magazin, Reviews

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