Miss Lava – Under A Black Sun

(c) Manuel Portugal
Die Geduld mag ob der langen Wartezeiten gerne mal auf die Probe gestellt werden, doch lohnt es sich immer, eine neue Miss Lava-Platte einzulegen. Die Portugiesen begehen aktuell ihren 20. Geburtstag, seit kurzem sogar zu fünft unterwegs, und haben – erstmals seit Jänner 2021 – neuen Stoff im Gepäck. „Under A Black Sun“ setzt sich mit schwierigen, widersprüchlichen Gefühlen in einer finsteren, erdrückenden Welt auseinander und erweitert den eigenen Stoner-Ansatz so konzentriert wie atmosphärisch und verspielt.
Ein siebenminütiger Opener, der noch dazu wiederholt zwischen den diversen musikalischen Polen schwingt, ohne jedoch nur einen Hauch von Intensität zu verlieren? Dieses Kunststück gelingt „Dark Tomb Nebula“, dessen verträumtes, psychedelisches Intro den Grundstein für schwerfälligen, doomigen Stoner Rock legt. Zugleich kehrt eine gewisse Grunge-Ästhetik zurück in den Sound des Quintetts und überspitzt emotionale Intensität mit wachsender Begeisterung. Zwischen den nachdenklichen, brodelnden Strophen, dem gewaltigen Chorus und der bleiernen Schwere der zweiten Hälfte entsteht bestens vertraute und doch angenehm frische Magie.
Derlei Dimensionen erreichen Miss Lava in weiterer Folge zwar nur selten, was dem Hörgenuss aber keinen Abbruch tut. Da wäre beispielsweise „The Bends“, ein weiterer Monolith, der etwas Groove, eine quengelige Gitarre und dreckigen, fast angepunkten Drive andeutet. Sogar für etwas Modern Rock im Fundament bleibt Platz, bevor sich das Ding wiederholt häutet und damit gekonnt verwirrt. Im Titelsong wird ein ähnliches Motiv aufgegriffen, in einen treibenden Rocker verwandelt und dann via Grunge-Charme in Richtung Verzweiflung katapultiert. Dort lauert bereits das feiste, forsche „Woe Warrior“, eine wahre Energieleistung mit straightem Drumming, kantiger Aggression und dem steten Versuch, den emotionalen Abgrund zu vermeiden.
Die ganz großen Neuerungen und Umwälzungen bleiben aus, was jedoch in keiner Sekunde stört. Miss Lava bemühen weiterhin erdrückende Schwere, insgesamt düsterer angelegt, ohne jedoch die etatmäßige Riffgewalt zu ignorieren. Und doch ist es gerade die omnipräsente, sich immer wieder anschleichende Finsternis, die dieses Album so spannend macht. Grunge und Psychedelia werden wohldosiert eingesetzt und verleihen „Under A Black Sun“ doch erst seine Identität, diesen leicht unbequemen Charme, der kalte Schauer über den Rücken laufen lässt, während im nächsten Moment ein manisches, süffiges Riff die Nackenhaare schütteln lässt. Die Portugiesen konsolidieren sich auf hohem Niveau und liefern in gewohnter Qualität ab – etwas anders und doch so packend, so mitreißend wie immer.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 25.04.2025
Erhältlich über: Small Stone Records / Kozmik Artifactz
Facebook: www.facebook.com/MissLavaOfficial


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