Mawiza – ÜL

(c) Andie Borie
Metal ist ein globales Phänomen, das zur Völkerverständigung beiträgt. Wie sonst würde man auf eine Groove-Platte stoßen, die komplett in Mapudungun, der indigenen Sprache der in Chile und Argentinien ansässigen Mapuche eingesungen wurde? Verantwortlich dafür sind Mawiza aus dem heutigen Chile. Ihre Karriere begannen sie eigentlich als Nunca Seremos Dichosos, sangen zunächst auf Spanisch und nahmen nach und nach einzelne Mapundungun-Songs hinzu, bevor diverse Line-up-Wechsel vor vier Jahren den neuen Namen und die neue Ausrichtung hervorbrachten. Es erschienen diverse Singles, darunter eine eigene Version des Metallica-Klassikers „Battery“, bevor nun bei Season of Mist der Longplayer „ÜL“ landet.
Zu den prominenten Fans zählt Joe Duplantier von Gojira, der die Band 2023 zu einer Recording-Session einlud und es sich nehmen ließ, hier mitzuwirken. Im abschließenen „Ti Inan Paw-Pawkan“ mischt er lautstark mit und intensiviert den sympathischen Groove-Wahnsinn. Dabei rücken Mawiza ausgerechnet in diesem Track ihren Wurzeln näher denn je, mit dem einen oder anderen traditionellen Instrument, dem betont verschachtelten Aufbau und mehreren ruhigeren Zäsuren versehen. Duplantier und Sänger Awka Mondaka ergänzen sich prima, lassen den Track immer weiter anschwellen, bis zum chaotischen Crescendo.
Es geht auch klassischer, wie beispielsweise „Wenu Weychan“ zeigt. Aus dem langgezogenen Intro entsteht ein ähnlich ausgedehnter Groove-Bastard, der mehr und mehr an Heavyness gewinnt, sich wiederholt häutet und zugleich von schriller Intensität durchzogen ist. Martialische Squeals, ein paar traditionelle Instrumente und das herrlich verwaschene Finale passen gut zusammen. Der Stomper „Wingkawnoam“ definiert sich über Wucht und Intensität, macht einfach und raubt den Atem, während Mondaka mit kehligen Vocals spielt und dem Track mystische Atmosphäre verleiht, zumindest bis zum nächsten Dampfhammer.
Was hier passiert, lässt erst einmal den Mund offenstehen. Klar, Groove Metal ist jetzt nichts, das von einem großen Wow-Effekt begleitet ist, doch ringen Mawiza dem Genre einen angenehm frischen Take ab und platzieren sich in ihrer ureigenen Nische, angenehm anders bis bizarr und doch so einladend, so sympathisch. Die Unvorhersehbarkeit und Andersartigkeit von „ÜL“ kann von der ersten Sekunde an faszinieren, gibt sich intensiv und steuert im nächsten Moment neue Ufer an. Das hier auch nur annähernd und halbwegs sinnvoll zu beschreiben, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Mawiza muss man gehört haben. Es lohnt sich auf jeden Fall.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 18.07.2025
Erhältlich über: Season of Mist (GoodToGo)
Bandcamp: mawizakvlt.bandcamp.com
Instagram: www.instagram.com/mawizakvlt


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