The Moth – Frost

| 19. September 2023 | 0 Comments
The Moth

(c) José Lorenzo & Cécile Ash

Gut Ding will Weile haben, bloß war es bei The Moth eine ganze Weile. Knapp sechs Jahre vergingen seit dem Release von „Hysteria“, doch stand die Welt für das Hamburger Trio keineswegs still. Neben Live-Präsenz und einem Labelwechsel mussten die Doom-Sludge-Magier einige Schicksalsschläge er- und durchleben, was sich in den erstaunlich verletzlichen Texten äußert. An der schieren Intensität ihrer Musik ändert das jedoch nichts, und so fährt auch „Frost“ durch Mark und Bein.

Das abschließende „Silent“ macht es wunderbar vor, bemüht beiläufiges Sägen, beklemmende Reduktion und gedoppelten Gesang, der das Seelenheil auf die Probe stellt. Hier schwingt unheimlich viel Schmerz mit, die in weiterer Folge einsetzte Synthetik unterstreicht den ominösen Charakter dieses Songs und fährt wie ein heißes Messer durch die innere Ausgeglichenheit. So ruhig wird es eher selten – viel typischer ist da ein Track wie „Bruised“, kompakt und dreckig, geradezu angepunkt und von spürbarer Wut, ja sogar etwas Verzweiflung durchzogen. Hier versucht sich jemand freizuschwimmen und ringt zugleich um Fassung.

„Me, Myself & Enemy“ eröffnet die Platte frontal, dreckig und abgefuckt. Nicht zum letzten Mal hört man, dass das gesamte Album binenn 24 Stunden live eingespielt wurde. Die betont schroffe, abweisende Produktion spricht durchaus für die einschneidenden Erlebnisse der jüngeren Vergangenheit, die vom fast schon warmherzigen, zugleich widerspenstigen „Birmingham“ gekonnt unterstrichen werden – fast schon klassischer Doom, zumindest für The Moth. „Dust“ wirbelt bekömmlichsten Staub auf und stapft durch eine Art verwunschene Wüste, von packenden Vocals und erdrückender Distortion untermalt. Stark ist auch der Titelsong, der Doom-Sludge-Bemühungen auf die Spitze treibt und unterschwellige Melodien Einzug hälten lässt. Das hat gelegentlich sogar leichte Post-Punk-Vibes, so ruppig wie unterhaltsam.

Aus dem Kargland wächst eine graue Blume mit einem grünen Stil der Hoffnung: The Moth arbeiten eine hörbar bewegte Zeit musikalisch auf und suchen nach einem Weg nach vorne. „Frost“ reduziert noch weiter, beschränkt selbst die Produktion auf das Wesentliche und fängt stattdessen ein spontanes Gefühl im Studio ein, so schroff und spartanisch wie intensiv. Diese unverfälschte musikalische Ehrlichkeit rührt und bewegt – ein weiteres bärenstarkes Werk dieses fantastischen Trios.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 22.09.2023
Erhältlich über: Exile On Mainstream Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/listentoTHEMOTH

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Category: Magazin, Reviews

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