JAAW – Supercluster

| 24. Mai 2023 | 0 Comments
JAAW

(c) Steve Gullick

Andy Cairns muss Hummeln im Hintern haben. Neben einer neuen Platte mit Therapy? bringt er fast zeitgleich ein komplett anderes Projekt an den Start. Gemeinsam mit aktuellen und ehemaligen Mitgliedern von Squarepusher, Petbrick, Goldie und Three Trapped Tigers präsentiert er JAAW, die ein hörbares Faible für metallische Industrial-Klänge der 90er haben. Ministry und Godflesh lassen grüßen, wenn der Einstand „Supercluster“ seine bedrohlichen, ominösen Schwingen ausbreitet.

„Reality Crash“ trägt die manische Entfremdung bereits im Titel und breitet diese über fünf zähe, erdrückende Minuten aus. Das getragene Tempo mitten im noisigen Industrial-Chaos kommt gut, die Vocals propagieren den Untergang des Realitätsempfindens, zudem marschieren die Drums stoisch voran. Dass im direkten Anschluss mit „Rot“ ein unfassbar gemeiner, zäher und komplett durchgeknallter Hassbrocken der lärmenden Art folgt, passt ins Bild. JAAW geben sich gerne überdreht, überschreiten Grenzen und torpedieren damit die Gehörgänge – siehe und höre „Thoughts And Prayers (Mean Nothing)“, der frontale, sogar leicht angepunkte Opener von ausgesuchter Bosheit.

Gelegentlich äußert sich das Spiel mit Grenzen in der Überlänge. „Bring Home The Motherlode, Barry“ nimmt die Neun-Minuten-Marke in Angriff und braucht entsprechend, um in die Gänge zu kommen. Tatsächlich funktioniert das wunderbar, denn die zähen, schwerfälligen Entladungen mit mehreren Noise-Clustern kommen gut. Ob das Outro gar so lange hätte sein müssen, sei freilich dahingestellt, passt aber zum Genre. Zum Abschluss servieren JAAW eine überraschende Cover-Version. „Army Of Me“ von Björk passt perfekt zum Sound des Quartetts, beißend und doch irgendwie eingängig, ein Manifest des derben Wahnsinns.

Ja, man muss sich diesen derben Husarenritt erst erarbeiten, doch lohnt sich das mit absoluter Sicherheit. JAAW schaffen es, die jeweilige musikalische DNA der Beteiligten durchscheinen zu lassen, ohne diese Überhand gewinnen zu lassen, und ebenso den klassischen Industrial-Sound auf den Punkt zu bringen. „Supercluster“ könnte über weite Strecken locker aus den 90ern stammen, klingt aber keinesfalls antiquiert. Derbe Noise-Ansätze und zerstörerische Schleifen setzen einer herrlich kaputten und doch so unterhaltsamen Platte die Krone auf. Abgefuckter geht es kaum.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 26.05.2023
Erhältlich über: Svart Records (Membran)

Bandcamp: jaawband.bandcamp.com
Instagram: www.instagram.com/jaawband

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Category: Magazin, Reviews

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