God Alone – ETC

| 19. Oktober 2022 | 0 Comments
God Alone

(c) Shane J Horan

Sie sind immer noch jung und immer noch dem Wahnsinn nah: Nach einem starken Alben und mehreren EPs haben God Alone aus Cork in Irland bei Prosthetic Records unterschrieben. Dort findet der mathematisch-tanzbare Post-Metal-Ansatz ein überaus euphorisches Zuhause und lässt das Quintett gleich noch ein wenig mehr versuchen. Ihre zweite Platte spielten sie in ihrer Universität, der MTU Cork School of Music, ein und wirkten auch gleich bei der Produktion mit. „ETC“ schraubt die Heavyness etwas zurück und erweitet die eigene Sound-Palette.

Wie es geht, zeigt das eröffnende „Tinfoil In The Walls“. Die Intensität der bisherigen Werke bleibt erhalten, trifft nun allerdings auf deutlich filigranere Facetten. Über weite Strecken tänzeln die Iren über flockigen, verkopften Math Rock mit Post-Untertönen, dessen Dance-Anteile allerdings keinesfalls unter den Tisch fallen sollen. Zwischendurch darf es schon mal deutlich lauter, fast schon gewalttätig werden, ohne das jedoch in den Vordergrund zu rücken. Viel mehr geht es um Ebbe und Flut, um ein verspieltes Leitmotiv, um eigenwillige Undurchsichtigkeit, die von heiseren, frustrierten Vocals zerschossen wird.

Das ewige Spiel mit vermeintlichen Gegensätzen bekommt God Alone sehr gut. Da wäre einerseits das kurze, aber intensive „Tsktsktsk“, das in unter vier Minuten dem mathematisch-tanzbaren Ansatz von Battles einen frischen Anstrich verpasst, nur um im direkten Anschluss von „15BM1989“ förmlich zerlegt zu werden. Hier kommt der Post (Black) Metal der letzten Platten immer wieder durch, vor allem in der aggressiven zweiten Hälfte. Auch das epische „Kung Fu Treachery“ hat derlei Frust in petto, aber eben auch hibbelige Dancefloor-Attacken, funkigen Post Rock à la Bicurious und undurchsichtigen Foals-Math-Ambient.

Wenig überraschend fällt auch das zweite Album von God Alone mehr als gewöhnungsbedürftig aus, bloß auf komplett andere Weise. Die Iren entschlacken ihren Sound deutlich, nur um zig neue Zutaten ins Boot zu holen. Insgesamt verliert „ETC“ ein wenig Metal-Elan und ersetzt diesen durch frische Vielschichtigkeit. Mehr Math, mehr Dancefloor, mehr Experimente, aber auch kräftig Post Rock und Post-Hardcore dringen tief in die eigenwillige, kauzige und doch hypnotisierende Mixtur ein. Geduld ist eine Tugend, die beim Entschlüsseln dieses Zweitlings essenziell ist. Das Album mit den sieben Siegeln entlohnt es mit einer wahnwitzigen und doch eingängigen Grenzerfahrung, die man nicht missen möchte.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 21.10.2022
Erhältlich über: Prosthetic Records

Facebook: www.facebook.com/godalonecork

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Category: Magazin, Reviews

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