Lathe – Tongue Of Silver

| 25. Juli 2022 | 0 Comments
Lathe

(c) Daniel Regner

Vor vier Jahren nahm ein etwas anderes Studioprojekt seinen Ausgang in Baltimore, Maryland. Die drei Musiker hinter Lathe stehen auf Doom und Drone in seiner schwerfälligsten Form, aber auch auf Country und Americana. Eine Orgel sowie eine Pedal-Steel-Gitarre gehören unter anderem zum instrumentalen Fundus des US-Trios. Die Demos gelangten irgendwann in die Hände von Grimoire-Labelchef Noel Mueller und wurden zu fertigen Studioaufnahmen ausgearbeitet. Nach zwei 7″-Releases ist „Tongue Of Silver“ das erste komplette Album von Lathe.

Bleierne Schwere trifft auf Spaghetti-Western – so oder so ähnlich lässt sich der Opener „Vinegar“ zusammenfassen. Nicht zum letzten Mal werden Erinnerungen an so illustre Bands wie U.S. Christmas und Earth wach, deren Crossover-Bemühungen derlei Blüten treiben und trieben. Massive Wände und Country-Lässigkeit harmonieren wunderbar, die Kombination aus Pedal Steel und zentnerschwerer Last gelingt erstaunlich gut. In „Rodeo Fumes“ führt das Konzept zu restloser Übertreibung, wenn der anfangs punkige Post-Black-Metal-Sound – weiterhin im Lathe’schen Klangumfeld – gen Noise und Entstellung eskaliert.

In „Journey To The East“ bemüht das Trio eine meditative Suche, deren dröhnende Wucht auf komplette Zerstörung aus ist. Anfangs wirkt die Pedal Steel wie eine Gesangsstimme, doch legt sich dieser Eindruck schnell. Brutale Doom-Drone-Wände fahren durchs Gebälk, feinste Variationen strahlt Wucht und Wut aus. Irgendwann zerlegt sich der Track selbst. In „Heat Wave“ schimmert hingegen die Lässigkeit des wüsten Lebens durch, dramaturgisch überaus wertvoll durch die zittrige Zusammenkunft brütender Instrumental-Landschaften inszeniert und schließlich auf kompletten Zusammenbruch aus.

Selbst für Genre-Verhältnisse ist „Tongue Of Silver“ eine unangenehme Platte – im besten Sinn, versteht sich, denn die frischen Impulse für gängige Doom-Drone-Erwartungen kommen richtig gut. Lathe holen amerikanischen Landhausstil in die präzise Zerlegung des Seins und finden hörbaren Spaß am damit verbundenen Wahnsinn. Das erste komplette Album des US-Trios zerlegt sich selbst an arbiträren Grenzen, die von einer Stampede zerstört werden. Nicht nur als Anti-Sommer-Platte ist „Tongue Of Silver“ ein echter Gewinn der gemächlich durchgeknallten Art.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 29.07.2022
Erhältlich über: Grimoire Records / Apt 66

Facebook: www.facebook.com/lathe66

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Category: Magazin, Reviews

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