False Gods – Neurotopia

| 21. Juli 2022 | 0 Comments
False Gods

(c) Chris Bentley

Es gibt aurale Attacken und es gibt False Gods. Das New Yorker Quintett, Ende 2015 gegründet, schlug auf seinem ersten Album „No Symmetry…Only Dissolution“ betont drastische Töne an. Sludge als Fundament traf auf Noise-Attacken, auf Doom, Hardcore und Melodie – ein Suhlen in zerstörerischen Extremen (Doomcore, wenn man so will), begleitet von einer gewissen Eingängigkeit. Die unerwartete Downtime der letzten Jahre nutzten die US-Amerikaner, um an einem Nachfolger zu arbeiten. Tatsächlich entwickelt sich „Neurotopia“ zu einem Siegeszug.

Alleine schon das eröffnende Doppel stellt die Zeichen auf Sturm. „Peloquin“ beginnt schleppend, bevor sich die grandiose Stimme von Mike Stack durch das Dickicht arbeitet. Seine hohen Schreie fahren durch Mark und Bein, der vornehmlich verwendete Growl-Gesang erinnert hingegen im besten Sinne an die viel zu früh verschiedenen October File. Brachialgewalt in Zeitlupe trifft auf dicke Riffs, von doomiger Eingängigkeit mittendrin gekonnt unterstrichen. Hingegen nimmt „I, Cemetery“ das Tempo heraus, baut dicke Wände auf, nur um urplötzlich Hardcore Punk mit einer Art Gitarrensolo zu paaren … und wieder zurück zu süffigem Sludge-Doom zu kehren.

Die bratende Vielschichtigkeit dieses Zweitlings unterhält und bleibt hängen. Wie „To Defy Purity“ selbst inmitten zerstörerische Härte einen Platz für melodischen Grant findet, unterhält. Sogar eine Prise Post Punk und Industrial mischen mit, konkurrieren mit Sludge und Noise im Auge des Sturms, bevor das Konstrukt zusammenbricht. „Your Thoughts Are Void“ scheint sogar noch eine Spur lauter und kollabiert vor seiner eigenen monolithischen Wucht. Im abschließenden „In Contrast Of Sin“ halten immer mehr melodische Texturen Einzug, die gemächlichen Doom-Abfahrten mit entschlackter Solo-Action zitieren zeitweise sogar Down.

50 zermürbende Minuten später hinterlassen False Gods schweißgebadet und erschöpft. Das konstante Operieren am Anschlag der emotionalen Möglichkeiten durchweicht und ermüdet, allerdings im besten Sinn. Hohe Intensität, melodische und doch brachiale Vocals, dazu ein versatiler Sound mit unerwarteten Wendungen – einfache und zugleich komplexe Zutaten machen „Neurotopia“ zu einer Sludge-Grenzerfahrung, die sämtliche Erwartungen torpediert und mit neuen, unerwarteten Mustern zu unterhalten weiß. Die direkte, nur auf den ersten Blick grobschlächtige Präsentation bleibt hängen und fällt tatsächlich göttlich aus, bloß auf richtige Weise.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 22.07.2022
Erhältlich über: Seeing Red Records

Facebook: www.facebook.com/falsegods1

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Category: Magazin, Reviews

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