Absent In Body – Plague God
Vor mittlerweile fünf Jahren tauchten Absent In Body aus dem Nichts mit einem 20-Minüter für die Split-Serie „The Abyss Stares Back“ auf. Amenra-Gitarrist Mathieu J. Vandekerckhove und Neurosis-Charakterkopf Scott Kelly sollen eigentlich jeweils eigene Songs aufnehmen, fanden jedoch schnell eine gemeinsame Vision. Für Gesang und Bass kam Amenra-Kollege Colin H. Van Eeckhout an Bord. Mittlerweile gibt es sogar ein komplettes Album, für das kein Geringerer als Iggor Cavalera gewonnen wurden konnte, dessen Tribal-Drums mit Industrial-artigen Collagen prima harmonieren. „Plague God“ transportiert das Beste der beteiligten Musiker in ein neues Umfeld.
Die schiere Wucht dieser fünf Songs raubt sämtliche Sinne. Obwohl Industrial als Grundlage dient, was sich vor allem in den synthetisch behafteten, ellenlangen Aufbauten und Zwischentönen zeigt, lässt sich die metallische Wucht der eigentlichen Betätigungsfelder nicht verhehlen. So explodiert „Rise From Ruins“ nach zwei mäandernden Minuten urplötzlich mit aller Vehemenz, mit Gift und Nachdruck. Die schmerzverzerrten, verzweifelten Schreie in den ruhigeren Abschnitten gehen sofort unter die Haut und machen deutlich, dass hier ordentlich Amenra-DNA vorhanden ist – die perfekte Vorbereitung für die nächste Druckwelle.
Besagte Druckwellen eskalieren geschickt und finden in „The Acres/The Ache“ einen erneuten Höhepunkt. Cavaleras Tribal-Drumming als Gegenpol zu den verstörenden Soundscapes macht Laune, dann rollt der Song mit Doom-Sludge-Geschwindigkeit und dicken Wänden an. Zerstörerische Kehlen singen gegen Industrial-Einflüsse an, klare Melodien zwischendrin vermitteln Melancholie und werden sogar von etwas Klargesang begleitet. Die gemächliche, komplett erschleunigte Anti-Explosion danach geht dafür doppelt und dreifach durch die sprichwörtliche Decke.
Die fünf Songs auf „Plague God“ wurden nicht etwa distanziert, sondern direkt im Studio aufgenommen, um der persönlichen Natur des Inhalts gerecht zu werden. Genau das scheint diesem Einstand gut bekommen zu haben. Industrielles Beiwerk schafft aufwühlende, vielschichtige Klanglandschaften, die von brachialer Gewalt, brutaler Schwere und dezenter Hoffnung begleitet werden – eine Melange der vertrauten Klänge der jeweiligen Musiker mit noch mehr Verzweiflung und einer komplett neuen desolaten Komponente. In gut 36 Minuten stellen Absent In Body das Seelenleben mit wachsender Begeisterung und Nachdruck auf den Kopf.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 25.03.2022
Erhältlich über: Relapse Records (Membran)
Facebook: www.facebook.com/AbsentInBody
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