Rolo Tomassi – Where Myth Becomes Memory

| 4. Februar 2022 | 0 Comments
Rolo Tomassi

(c) James Morgan / Al Pott

Eine Album-Trilogie als Zufallsprodukt, das hört man dieser Tage nicht zum ersten Mal. Tatsächlich hatten Rolo Tomassi eigentlich nicht vor, mehrere zusammenhängende Platten aufzunehmen, doch ergab sich das im Laufe der Zeit. Auf „Grievances“ und das grandiose, verdient abgefeierte „Time Will Die And Love Will Bury It“ folgt nun „Where Myth Becomes Memory“, das ohne Frage ein schweres Erbe anzutreten hat. Kann der wilde Mix aus ungestümer Härte und anmutig-weicher Eleganz ein weiteres Mal höchste Höhen erklimmen?

„Drip“ war für das Quintett der Startschuss; jener Song, aus dem sich der Rest des Albums ergab. Tatsächlich schwingt in diesen knapp sechs Minuten so ziemlich alles mit, was Rolo Tomassi ausmacht. Es dauert eine ganze Weile, bis der Track aus dem Quark kommt und explodiert, dann aber dafür so richtig. Die frontale, dreckige Präsentation steuert metallische Bereiche stärker denn je an, der himmlische Mittelteil hingegen spielt mit Art Pop und Shoegaze. Zwischen diesen Extremen formiert sich eine überdimensionale Druckwelle der Abgründigkeit, bevor es zum nächsten Husarenritt übergeht.

Ein solcher ist „To Resist Forgetting“, das mit aller Furiosität in media res beginnt und tiefschwarze Post-Hardcore-Druckwellen loslässt. Himmlische Melodien führen zwischenzeitlich auf falsche Fährten, verführerische Sirenen winken durch und sehen die eigene Sterblichkeit vor dem inneren Auge tanzen. Wieder einige Türen weiter, im eröffnenden „Almost Always“, wagt Dream-Pop eine Rückkehr und legt den Grundstein für drückende und zugleich zähe Postgaze-Salven der doomig-sympathischen Art. Das kurze, heftige „Labyrinthine“ kramt hingegen erneut die Gegensätze hervor und erklärt den Spagat zwischen Sperrigkeit und Euphorie zur Maxime.

Vorneweg: Den ultimativen Wahnsinn des Vorgängers erreichen Rolo Tomassi nicht, pendeln sich aber auf verdammt hohem Niveau ein. Die wuchtige, vielschichtige Endgültigkeit schimmert auf „Where Myth Becomes Memory“ etwas seltener durch, dafür gelingen die Extreme noch eine Spur besser. Dieser Trilogie-Abschluss fällt deutlich schroffer und brachialer aus, geht zugleich jedoch in puristischem Schönklang auf und liefert beklemmende, erhellende Momente am laufenden Band. Ja, Rolo Tomassi können es sogar noch ein wenig besser. Bärenstark und verdammt kurzweilig, zudem höchst anspruchsvoll ist dieser neue Nackenschlag allemal.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 04.02.2022
Erhältlich über: MNRK Heavy

Website: rolotomassiband.com
Facebook: www.facebook.com/rolotomassiofficial

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Category: Magazin, Reviews

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